Nach elf Spielen ohne Niederlage setzte es für Eintracht Frankfurt in Bremen wieder eine Pleite. Die Emotionen kochten so hoch, dass nicht nur die Trainer aneinander gerieten. Auch unter den Spielern gab es mächtig Ärger.
Eigentlich ist Adi Hütter einer der ruhigsten Trainer der Bundesliga. Besonnen im Umgang, sachlich in der Ansprache. Doch während und nach der 1:2 (1:0)-Niederlage bei Werder Bremen platzte dem Chefcoach von Eintracht Frankfurt am Freitagabend "der Kragen", wie er es selbst nannte. Hütter geriet mit seinem Kollegen Florian Kohfeldt aneinander, er prangerte sogar das Verhalten der Bremer an sich ziemlich unverblümt an. "Hier ist es immer speziell. Das hat mit einem Niveau nichts zu tun", sagte der Österreicher. "Dass wir hier verloren haben, tut mir besonders weh."
Seine Laune hatte auch, aber nicht nur etwas mit dem Ende der stolzen Frankfurter Erfolgsserie von elf Spielen ohne Niederlage zu tun. Das sei "ein Rückschlag" im Kampf um die Champions-League-Plätze. "Das muss man so klar sagen", meinte Hütter – aber darum allein ging es ihm nicht. Vielmehr erhob der 51-Jährige die gleichen Vorwürfe, die schon sein Landsmann Oliver Glasner vom VfL Wolfsburg in der vergangenen Saison plakativ angesprochen hatte: Dass nämlich im Weserstadion nicht auf der Ersatzbank, sondern auf den Plätzen dahinter, wo die Bremer Teammanager und -betreuer sitzen, ein ziemlich unflätiger Ton herrsche und permanent auf die Schiedsrichter und Gegner eingewirkt werde. "Davon habe ich mich anstecken lassen", sagte Hütter. Und das zog dann weitere Kreise.
Hinteregger und Füllkrug wurden handgreiflich
Noch während des Spiels sah der Frankfurter Trainer die Gelbe Karte. Nach dem Schlusspfiff wären Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger und Werder-Stürmer Niclas Füllkrug inmitten hitziger Diskussionen beinahe handgreiflich geworden.
Den Vorwurf der Unsportlichkeit und der Provokation wies Florian Kohfeldt entschieden zurück. "Ein Verein wie Eintracht Frankfurt: Der ist so geil. Aber wir müssen doch alle in der Lage sein, ein Fußballspiel zu spielen und uns danach die Hand zu schütteln", sagte der Bremer Trainer. "Es gibt halt mal die eine oder andere Aussage. Aber man muss auch mit Anstand verlieren können." Denn Beleidigungen hätte es auch von der Frankfurter Bank gegeben. "Jeder muss sich selber hinterfragen, welche Wortwahl er heute gefunden hat."
Schiri entglitt das Spiel
Ein Problem dieses hitzigen Spiels war, dass dem Schiedsrichter Robert Hartmann aus Wangen die Leitung zusehends aus der Hand glitt. Schon das Frankfurter Führungstor durch André Silva (9. Minute) hätte nicht zählen dürfen, weil dem 19. Saisontreffer des Portugiesen ein unberechtigter Eckball vorausging. Der Ausgleich von Theodor Gebre Selassie (47.) wurde erst nach dem Eingriff des Video-Assistenten gegeben, das stark abseitsverdächtige 2:1 von Joshua Sargent (62.) noch einmal überprüft. Am Ende hatte der Referee kaum noch eine Autorität über das Geschehen, alles wurde diskutiert und kommentiert.
"Wir haben ein Spiel, das wir eigentlich in der Hand hatten, aus der Hand gegeben", monierte Hütter. "Werder war eklig, sie waren unangenehm - und wir sind ihnen in die Falle gegangen."
28 von 30 möglichen Punkten hatte seine Mannschaft in den vorangegangenen elf Bundesliga-Spielen geholt. Fünf Siege in Serie gelangen der Eintracht vor diesem 1:2. Das, was am Freitagabend in Bremen passierte, ist die Prüfung für jede Mannschaft, die wie auf einer Welle an die Spitze der Liga gespült wurde: Wie reagiert man, wenn der Widerstand wächst? Wenn etwas nicht so läuft, wie erwartet?
Selbst Kohfeldt mutmaßte, dass das frühe 1:0 den Frankfurtern eher geschadet als genutzt habe, weil dieses Tor ihnen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit gab. Und ihr eigener Trainer Adi Hütter sagte unmissverständlich: "Wenn man glaubt, man kann durch die Bundesliga spazieren, wird es schwierig. Jetzt zeigt sich, welchen Charakter die Mannschaft hat. Ich hoffe, dass wir auf diese Niederlage eine Reaktion zeigen." Der nächste Gegner heißt VfB Stuttgart.
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