Im Training sei das fußballerische Niveau bei Borussia Dortmund schon seit Wochen ganz hervorragend, hatten Spieler, Trainer und Funktionäre des Revierklubs zuletzt oft behauptet. Doch es gab gute Gründe, daran zu zweifeln. Schließlich waren die Wettkampfleistungen eher enttäuschend gewesen. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales beim FC Sevilla zeigten sie ihr schönes Trainingsgesicht dieser Wochen nun endlich auch einem größeren Publikum. Nach einer beeindruckenden Darbietung konnte die Mannschaft sich für einen prachtvollen 3:2 (3:1)-Auswärtssieg bejubeln lassen. Erling Haaland hatte zwei Tore selbst geschossen, einen weiteren Treffer vorbereitet, die Chancen, erstmals seit 2017 wieder das Viertelfinale dieses Wettbewerbs zu erreichen, stehen damit bestens.
„Das tut sehr, sehr gut, ich bin wirklich glücklich. Wir haben hier ein Ausrufezeichen gesetzt“, sagte Kapitän Marco Reus nach dem Schlusspfiff dann auch bei DAZN. „In der zweiten Halbzeit waren wir etwas zu passiv, aber insgesamt war das richtig gut.“ Dabei befand sich der FC Sevilla inmitten einer Erfolgsphase, hatte vor dem Duell mit dem BVB neun Mal am Stück gewonnen und war bis zu diesem Abend in sieben Partien in Serie ohne Gegentor geblieben. „Ich glaube, das ist das stärkste Sevilla der Geschichte“, hatte der Mittelfeldspieler Ivan Rakitic im Vorfeld des Duells gesagt.
Atmosphärisch hätte die Ausgangslage der beiden Klubs also kaum unterschiedlicher sein können. Das hatte auch Edin Terzic ähnlich gesehen, von dem mittlerweile klar ist, dass er in der kommenden Saison zum Assistentenstab des künftigen Trainers Marco Rose gehören wird: „Wenn man die aktuelle Form vergleicht, ist Sevilla im Vorteil“, hatte der Interimscoach erklärt, „aber es ist ein K.o.-Spiel, es ist ein anderer Wettbewerb.“
Tatsache mit befreiender Wirkung
Diese Tatsache schien eine befreiende Wirkung auf die krisengeplagten Dortmunder gehabt zu haben, auch wenn sich zu Beginn noch einmal die Fehlerhaftigkeit der vergangenen Wochen zeigte. Sieben Minuten waren gespielt, als Jadon Sancho sich an der eigenen Strafraumkante mit einer simplen Finte wie ein Schulhofkicker von Suso täuschen ließ. Der spanische Flügelspieler hatte viel Zeit für seinen Schuss, der noch von Mats Hummels abgefälscht wurde, bevor er zum 1:0 im Tor landete. Die Dortmunder Reaktion auf diesen neuerlichen Rückschlag war allerdings stark. Das Team bäumte sich auf, und Haaland zeigte seine ganze Brillanz.
Das 1:1, das Mahmoud Dahoud mit einem 23-Meter-Fernschuss erzielte, bereitete der Norweger mit einem energischen Lauf durchs Mittelfeld und einem guten Querpass vor (19.). Das 1:2 schoss er nach einem Doppelpass mit Sancho selbst (27.), und noch vor der Pause ließ er das 1:3 folgen (43.). Marco Reus, hatte den Ball im Mittelfeld erobert und Haaland angespielt, der lässig das 18. Champions League-Tor seiner Karriere schoss – im seinem 13. Spiel in diesem Wettbewerb. Der Angreifer liebt diese Bühne.
Aber auch Reus der in die Startelf zurückgekehrt war, und das Mittelfeldtrio Dahoud, Can und Bellingham wirkten nach der etwas wackeligen Anfangsphase in den meisten Phasen konzentriert und entschlossen. Immer wieder gelangen dem Team Balleroberungen in günstigen Räumen, Haaland (34.) und Hummels (35.) kamen zu weiteren gefährlichen Abschlüssen. Als der FC Sevilla in der zweiten Hälfte viel investierte, um irgendwie in dieses Spiel zurück zu kommen, unterliefen den Dortmundern zwar einige Fehler, sie blieben insgesamt aber stabil.
Nach der Pause zog das Team sich dann etwas weiter in die eigene Hälfte zurück, die Spanier waren viel am Ball, aber nach Druckphasen fand der BVB immer wieder Möglichkeiten sich zu befreien und eigene Angriffe zu initiieren. Bei einem Freistoß, den Oscar an den Pfosten setzte, hatte der Bundesligaverein noch Glück (74.), bevor sich die alte Schwäche bei Standards doch noch zeigte. Nach einem Freistoß stand der eingewechselte Luuk de Jong fünf Meter vor dem Tor viel zu frei und traf noch zum 2:3 (84.). Die Ausgangslage fürs Rückspiel bleibt aber gut.
Auch nach diesem Spiel können die Verantwortlichen beim BVB die schwankenden Leistungen in der Bundesliga etwas weniger dramatisch erscheinen lassen, indem sie auf die ordentlichen Spiele in Pokal und Champions League hinweisen. Königsklasse kann diese Mannschaft. Nun ist es an der Zeit, in der Bundesliga anzufangen, so stabil, engagiert und klug zu spielen wie an diesem Abend, um nicht den Eindruck zu hinterlassen, nur auf der ganz großen Bühne wirklich motiviert aufzutreten.
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