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Längere Kulturzeiten, moderne Technik: Gärtnereien treffen Vorkehrung für kalte Monate - Merkur.de

Setzt seit jeher den Fokus auf Saisonales Gemüse: Sebastian Girmann in einem der unbeheizten Gewächshäusern des Biotop Oberland in Lenggries. Gärtnerei Epp setzt auf moderne Regeltechnik Egling: „Dank“ Hagelschaden: Neues Isolierglas

Um trotz der immens hohem Energiekosten Pflanzen und Gemüse anbieten zu können, haben sich Gärtnereien aus dem Landkreis allerlei einfallen lassen. Darauf setzen die hiesigen Gärtner:

Bad Tölz-Wolfratshausen – Gärtnereien rechnen in den kalten Monaten mit hohen Energiekosten für den Betrieb ihrer Gewächshäuser. Bundesweit kündigten bereits einige Gartencenter eine vorübergehende Schließung an. Gemüse- und Pflanzenzüchter aus dem Landkreis erklären, inwiefern ihr Geschäft von der Krise betroffen ist, und welche Vorkehrungen sie bereits getroffen haben, dem Kostenwahnsinn zu entgegnen.

Wolfgang Epp von „Epp’s Blumencult“ in Reichersbeuern bewirtschaftet auf insgesamt 6000 Quadratmetern Fläche diverse Kulturen in Glashäusern. Dabei setzt er auf ein modernes Konzept: „Wir haben recht neue Gewächshäuser, die gut isoliert sind und mittels Wetterbericht vorausschauend und sparsam die Temperatur selbst regulieren“, erklärt er. Das bedeutet, dass eine Kultur, die zirka sechs Wochen bei 16 Grad heranwächst, nicht in einem konstant auf diesem Niveau beheizten Glashaus sein muss. „Es wird reguliert, dass die Kultur im Durchschnitt auf diese Vorgabe kommt, wenn es aber an einem Tag wärmer ist, reagiert im Vorfeld das System darauf, und dreht die Beheizung etwas runter“, erläutert Epp die energiesparende Regeltechnik seiner Niedrigenergiegewächshäuser.

Gärtnerei Epp setzt auf moderne Regeltechnik

In seiner ehemaligen Gärtnerei in Lenggries habe Epp ohne diese Technik für die Hälfte der Fläche das doppelte an Energie verbraucht. „Aber damals waren es noch andere Kosten für Strom und Heizen wie nun“, merkt er an. Natürlich treffen auch ihn die hohen Energiepreise merklich. „Für den Strom müssen wir uns noch Gedanken machen, wie wir das Thema angehen können“, sagt er. Schließlich verbrauchen die wasserautarken Gewächshäuser der Reichersbeurer Gärtnerei davon einiges. „Vor der Krise war es günstiger, dass wir unser eigenes Regenwasser verwendet haben, statt welches extern zu beiziehen“, erklärt Epp. „Aber die Reinigung und die Pumpen für das Wasser brauchen schon sehr viel Strom, das kostet jetzt einiges.“

Auf die gestiegenen Heizölkosten reagiert Epp, indem er einig Kulturen nun bereits wesentlich früher anpflanzt. Der Gärtner erklärt seine Strategie am Beispiel der Geranie wie folgt: „Normalerweise brauchen Geranien von Januar bis Mai zum Wachsen. Nun werde ich bereits im Oktober beginnen, sie ganz langsam hochzuziehen. Das dauert länger, dafür brauchen sie weniger Temperatur.“ Dieses Vorgehen würde mit einigen zwar Kulturen einwandfrei klappen. „Kulturen, die allerdings sehr viel Wärme brauchen, wie etwa Basilikum, machen so eine Kulturzeitverlängerung wiederum nicht mit.“ In diesem Fall müsse man in den „sauren Apfel beißen und eine Preiserhöhung in Kauf nehmen. Denn entweder die Produktion hier vor Ort koste wesentlich mehr, oder man muss die Pflanzen aus dem Ausland beziehen. „Und dort zahlt man dann wiederum drauf, da der Transport so viel teurer geworden ist“, unterstreicht Epp. Daher gehe er auch davon aus, dass manche Pflanzen, wie beispielsweise Tomaten nochmal einen erheblichen Preisanstieg erfahren könnten. „Die haben wir beispielsweise im Winter auch noch nie angeboten, weil die so viel Wärme brauchen.“

Nur saisonales Gemüse bietet das Biotop Oberland in Lenggries an. „Unsere Gewächshäuser sind total unbeheizt“, sagt der Vorsitzende Sebastian Girmann auf Nachfrage. Aus dieser nachhaltigen und energiesparenden Variante resultiere aber auch, dass die Kulturen wesentlich langsamer wachsen, als in beizten Glashäusern. Ein kleines Plus an Wärme und Frostschutz würden bei den Pflanzen des Biotop Oberland lediglich Wärmschutzfließe geben. Auf diese Weise würden aber auch in den kalten Monaten Zuckerhut, Rucola, Petersilie, Spinat und verschiedene Salate heranwachsen, erklärt Girmann. „Daher sind wir mit unseren sechs Gewächshäusern in diesem Punkt natürlich nicht wirklich von den steigenden Heizkosten betroffen. „Ob es sich für andere Gärtnereien rentiert, bei der aktuellen Preisentwicklung ihre Gewächshäuser noch weiter zu beheizen ist natürlich fragwürdig. Ich kann mir vorstellen, dass die Lage viele Betriebe an ihre Grenzen bringt.“

Egling: „Dank“ Hagelschaden: Neues Isolierglas

Claudia Jagemann von der gleichnamigen Gärtnerei in Egling, ist auf Wärme in ihren Gewächshäusern angewiesen. „Wir haben zwar kein Obst oder Gemüse, dafür viele Zierpflanzen, die zum Wachsen auch gewisse Temperaturen brauchen“, sagt sie. „Aktuell ist das alles einfach sehr schwierig“, holt Jagemann aus. „Uns wurde der bestehende Stromvertrag gekündigt und jede Alternativlösung ist natürlich wesentlich kostenintensiver.“ Doch Strom sei ebenso wie das Heizöl das A und O zum Gedeihen ihrer Pflanzen. „Die Lüftung Belichtung, Schattierung ... all das geht nur mit Strom“, erklärt sie. Das einzig Positive: „Da wir im vergangenen Jahr einen großen Hagelschaden hatten, mussten wir sehr viel neu einglasen lassen. Daher haben wir aktuell ganze Fronten mit modernem Isolierglas neugemacht.“

Dazu, so Jagemann, würde sie für Kulturen, die viel Wärme brauchen, etwas später als üblich mit dem Heizen beginnen. „Weihnachtssterne brauchen beispielsweise etwa 20 Grad. Nun beginnen wir erst Ende November statt Mitte Oktober sie hochzuziehen, damit wären schon mal zwei Wochen gespart“, meint Jagemann und ergänzt: „Viel mehr kann man allerdings nicht machen.“

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