(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat den Grand Prix der USA in Austin, Texas, gewonnen und damit für Red Bull den Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1 2022 fixiert. Der Vorjahressieger setzte sich in einem spannenden Duell gegen Lewis Hamilton (Mercedes) durch und zog mit seinem 13. Saisonsieg mit dem alten Rekord von Michael Schumacher und Sebastian Vettel gleich.
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Alle drei Topteams waren am Ende des Rennens auf dem Podium vertreten Zoom
Charles Leclerc (Ferrari) beendete das Rennen an dritter Stelle und zog damit in der Fahrer-WM wieder an Sergio Perez (Red Bull) vorbei, der als Vierter ins Ziel kam.
Dahinter landeten George Russell (Mercedes), Lando Norris (McLaren), Fernando Alonso (Alpine), Sebastian Vettel (Aston Martin), Kevin Magnussen (Haas) und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) auf den weiteren Punkterängen.
Mick Schumacher (Haas) wurde 15. Insgesamt sahen 17 von 20 gestarteten Piloten die Zielflagge.
Polesetter Carlos Sainz schied nach einer Karambolage mit Russell am Start aus; ebenso wie Lance Stroll (Aston Martin) und Valtteri Bottas (Alfa Romeo).
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Was lief bei Verstappens Boxenstopp schief?
Der Vorjahressieger lag 2,1 Sekunden vor Hamilton in Führung, als Mercedes den zweiten Boxenstopp ansetzte, um einen Undercut zu probieren. Verstappen kam eine Runde später rein, gleichzeitig mit Leclerc - und stand 11,1 Sekunden beim Reifenwechsel, weil links vorn der Schlagschrauber gewechselt werden musste.
Der Red-Bull-Pilot hatte seit dem ersten Boxenstopp mehrmals ein mäßiges Fahrverhalten bemängelt und fiel stoppbereinigt auf den dritten Platz zurück. "Schön, schön", funkte er sarkastisch, und wurde von seinem Renningenieur ermahnt: "Es ist noch ein langes Rennen. Bleib konzentiert, Max, komm schon!"
In Runde 39 machte er mit Leclerc dann kurzen Prozess: Die erste Verstappen-Attacke in Kurve 1 konnte der Ferrari-Pilot noch kontern. Auf der Gegengerade reichte dann aber der bessere Topspeed des Red Bull, um vorbeizugehen. Verstappens Rückstand auf Hamilton betrug jetzt 4,5 Sekunden, und es waren noch 17 Runden zu fahren.
Wie ging es danach weiter?
Als Verstappen an Leclerc durch war, zeichnete sich rasch ab, dass es für Hamilton schwierig werden würde, seine Serie, in jedem Jahr seiner Karriere mindestens einen Grand Prix zu gewinnen, aufrechtzuerhalten. Bereits in Runde 44 hatte Verstappen seinen ursprünglichen Rückstand auf 2,2 Sekunden halbiert.
Hamiltons Reifensatz war um eine Runde älter als der von Verstappen, und während der Mercedes auf Hard fuhr, war der Red Bull mit Medium ausgestattet. Die Entscheidung im Duell fiel in Runde 50 von 56: Verstappen saugte sich am Ende der langen Gegengerade an, scherte nach innen und zog vorbei. Red Bull bemängelte dabei noch angebliches "Moving under Braking" von Hamilton.
Für Hamilton war es trotz der starken Performance kein problemloses Rennen. Noch am Start wurden die Bremsen gewechselt, weil er auf der Grid-Lap sogenanntes Glasieren festgestellt hatte. Bereits nach zehn Runden im Rennen meldete er dann am Funk ein "Tearing" links vorn, vermutlich bezogen auf den Reifen und nicht auf die Bremse.
Es war in Runde 20, als er erstmals auch die Bremsen erwähnte: "Ich habe Probleme." Trotzdem fällt seine Bilanz positiv aus: "Das Auto war wirklich klasse. Es war toll, mal wieder in Führung zu liegen, und ich hatte wirklich große Hoffnungen. Mit den Upgrades haben wir den Rückstand wieder verkürzt. Drei Rennen haben wir noch. Irgendwann wird's schon klappen."
Hamiltons Glück war, dass auch Verstappen nicht sein volles Potenzial abrufen konnte. Zuerst beschwerte sich der Weltmeister, dass er mit dem Wind zu kämpfen habe, und dann probierte er verschiedene "Strat"-Einstellungen aus, um seine Balance in den Griff zu bekommen. Was ihm nicht gelang.
"Es war ein hartes Rennen", sagt Verstappen. "Es hat alles gut ausgesehen, aber dann dauerte der Boxenstopp länger als geplant und ich musste mich wieder nach vorn kämpfen. Wir haben alles gegeben. Es hat kurzzeitig nicht gut ausgesehen, aber ich bin an die Grenzen gegangen, um wieder nach vorn zu kommen, und das hat geklappt."
Wie fuhr Leclerc noch aufs Podium?
Wegen eines Motorwechsels wurde Leclerc in der Startaufstellung auf P12 zurückversetzt. Nach der ersten Runde war er Zehnter, und nach sechs Runden Siebter. Erst hinter den beiden Aston Martins war sein Vorwärtsdrang erstmal gebremst.
Leclerc profitierte von der ersten Safety-Car-Phase, weil er seinen bis dahin noch nicht absolvierten Boxenstopp zum reduzierten Preis bekam, und lag in Runde 28 an vierter Stelle hinter Perez, seinem Gegner im Kampf um Platz 2 in der WM. "Die sind auf den Geraden so schnell", seufzte er.
Nichtsdestotrotz fasste er sich ein Herz und setzte in Runde 29 zu einer mutigen Attacke an, für die er allerdings neben die Strecke fahren musste. Eine Runde später klappte dann aber sein zweiter Angriff in Kurve 12. Damit war Leclerc auf Podiumskurs.
"Ich bin zufrieden, denn von P12 kommend ist das Podium ein schöner Erfolg", sagt Leclerc. "Andererseits bin ich auch ein bisschen enttäuscht. Wir waren heute richtig schnell. Vielleicht haben die Reifen am Ende ein bisschen zu stark abgebaut, aber daran werden wir arbeiten. Wie gesagt: P3 von P12 aus kommend ist nicht schlecht."
Wer sicherte sich den Bonuspunkt?
Russell kam am Rennende nochmal an die Box, um sich einen frischen Satz Softs abzuholen, weil er nach hinten zu Norris und Alonso genug Luft hatte, um sich einen Reifenwechsel leisten zu können. Damit hatte er leichtes Spiel, um die schnellste Runde zu fahren: 1:38.788 Minuten.
Ist Red Bull jetzt Konstrukteurs-Weltmeister 2022?
Ja. Die Ausgangslage vor Austin war so, dass Ferrari 19 Punkte mehr als Red Bull hätte holen müssen, um das WM-Rennen offen zu halten. Mit dem Sainz-Ausfall hatte sich das schon fast erledigt, und klar war auch: Wenn Verstappen gewinnt, ist die Sache entschieden. Für Red Bull ist es am Tag nach dem Tod von Dietrich Mateschitz der erste Konstrukteurs-WM-Titel seit 2013 und der fünfte insgesamt.
"Ein Rennen ganz nach Mateschitz' Geschmack", freut sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Wir haben es mit unseren zwei langsamen Boxenstopps ein bisschen zu spannend gemacht, aber dadurch ist die Leistung von Max noch eindrucksvoller. So traurig der Tag gestern war, so fröhlich und so stolz sind wir, was wir, Red Bull Racing, dank Mateschitz alles erreicht haben."
Startkollision Sainz vs. Russell: Wer war schuld?
Verstappen erwischte den besten Start und ging an Sainz vorbei in Führung. Sainz fuhr die erste Kurve relativ weit außen an, während Russell, ein paar Meter dahinter und Seite an Seite mit Hamilton, auf einer Linie sehr weit innen war. So kam es am Ausgang oben am Hügel dazu, dass sich die Kurvenradien der beiden spreizten, und Russell fuhr Sainz brutal in den Seitenkasten.
Für die Rennleitung war die Schuldfrage klar. Sie sprach rasch eine Fünfsekundenstrafe gegen Russell aus, der zum Zeitpunkt des Urteils hinter Stroll an dritter Stelle lag. Sainz half das nichts mehr. Er kam mit Reifenschaden an die Box und wurde von seiner Crew direkt in die Garage geschoben. Ferrari bestätigte später ein Wasserleck im Kühlsystem als Ausfallursache.
Die Strafe für Russell, findet Sainz, sei "verdient. Ob fünf Sekunden genug sind oder es besser zehn Sekunden Stop & Go hätten sein sollen, dazu werde ich mich nicht äußern. Normalerweise sieht man solche Kollisionen in den Top 3 nicht, weil die besten Fahrer normalerweise nicht solche Fehler machen. Ganz einfach."
Wie lief Vettels Rennen?
Für Aston Martin begann der Grand Prix der USA genau nach Plan. Stroll kam als Dritter, Vettel als Fünfter aus der ersten Runde zurück. Vettel hatte dank schneller Reaktionen einen super Start hingelegt und war im Tumult der ersten Runde erstens reaktionsschnell und zweitens auch mit ein bisschen Glück zur richtigen Zeit auf der richtigen Linie.
In Runde 17 hatte Vettel nochmal das Glück auf seiner Seite, als fast alle schon an der Box waren und Valtteri Bottas (Alfa Romeo) mit seinem Abflug ausgangs Kurve 18 für eine Safety-Car-Phase sorgte. Vettel nutzte die Chance auf einen Boxenstopp mit "Rabatt" in Runde 18 und reihte sich als Sechster wieder im Feld ein.
Damit gewann er die Position gegen Stroll, der bereits vor der Gelbphase gestoppt hatte, und hatte mit dem Kampf gegen die beiden AlphaTauris, die er nach Strolls Ausfall hinter sich hatte, zunächst eine neue Hauptaufgabe - mit dem Vorteil, dass er selbst einen Medium drauf hatte, der um sieben Runden frischer war als der Hard von Gasly und um acht Runden als der Medium von Tsunoda.
Gasly kassierte dann eine Fünfsekundenstrafe, weil er sich hinter dem Safety-Car zu weit zurückfallen hatte lassen, womit Vettels Gegner von hinten erstmal Tsunoda und Norris waren. Von Runde 39 bis Runde 41, als er von Hamilton überholt wurde, lag Vettel dann sogar kurzzeitig in Führung, weil er später als die Topfavoriten zum zweiten Boxenstopp kam. Das bedeutete die 3.500 Führungsrunde seiner Formel-1-Karriere.
Ende der 41. Runde kam dann auch Vettel zum Boxenstopp, und genau wie bei Verstappen gab's auch bei ihm Probleme links vorn. Mit 16,8 Sekunden Standzeit war sein bis dahin so glückliches Rennen empfindlich beschädigt. "Wir hatten da ein Problem mit dem Radheber, das Auto wieder hochzuheben. Da musste Ersatz kommen, und das hat alles ein bisschen lang gedauert", sagt Vettel.
Er kehrte an 13. Position, 4,3 Sekunden hinter Tsunoda, wieder auf die Strecke zurück, und arbeitete sich bis Rennende noch auf P8 nach vorn. "Ohne den missglückten Boxenstopp hätten wir doppelt so viele Punkte geholt", ärgert er sich.
Im offiziellen Voting der Formel 1 wurde Vettel aber zum Mann des Rennens gewählt. Vermutlich auch wegen seines sehenswerten Zweikampfs gegen Magnussen in der letzten Runde. Der Deutsche schildert: "Ich wusste, dass ich schneller bin als Kevin, hatte frischere Reifen. Die letzten zwei Kurven war nur noch Abenteuer, aber er war sehr, sehr fair."
"Ich war mir nicht sicher: Sieht er mich oder drückt er mich über den Streckenrand hinaus? Er hat aber gerade ausreichend Platz gelassen. Ich kam dann auf den Dreck, habe alle vier Räder blockiert, das Auto ging mir weg auf der Bodenwelle vor Kurve 19. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Kurve kriegen würde. Aber es hat gereicht."
Kollision Stroll vs. Alonso: Wer war schuld?
Die erste Safety-Car-Phase war gerade erst zu Ende gegangen, da gab's auch schon die zweite. Stroll scheiterte beim Restart dran, Vettel gleich zu überholen, und war plötzlich damit beschäftigt, sich nach hinten gegen Alonso zu verteidigen. Der saugte sich in Runde 22 auf der Gegengerade an den Aston Martin heran und setzte zum Überholen an.
Stroll zog dann extrem spät, als Alonso schon fast an seiner Seite war, nach links, um sich zu verteidigen. "Sehr spät reagiert", meckerte der Spanier sofort. Ihm saß der Schreck noch in den Gliedern, denn der Alpine hob am Hinterrad des Aston Martin wie eine Rakete ab und schlitterte den Barrieren entlang.
Glück im Unglück: Ein paar Meter früher, und Alonso wäre womöglich folgenschwer in eine Aussparung in den Leitplanken gecrasht. Und: Weil der Einschlagwinkel ein günstiger war, konnte er sogar an die Box fahren und das Rennen an 16. Position fortsetzen. Anders als Stroll, für den der bis dahin vielversprechende Rennsonntag damit gelaufen war.
"Ich habe mich definitiv spät bewegt", räumt Stroll ein. Aber: "Der Geschwindigkeitsunterschied war groß. Ich habe geschätzt, wo er hinter mir sein würde, und es ist ja nicht so, dass wir Seite an Seite waren. Sein Frontflügel hat mein Hinterrad getroffen, und links neben mir war noch genug Platz. Ich habe ihn nicht gerade gegen die Mauer gedrängt. Und er hätte auch früher ausscheren können."
Wie war Schumachers Rennsonntag?
Nicht gut. Die Chance, sich mit einer starken Leistung für 2023 zu empfehlen, konnte er vor heimischem Publikum des Haas-Teams nicht nutzen. Zwar gewann Schumacher am Start zwei Positionen, doch spätestens nach einer Berührung mit Nicholas Latifi (Williams) hatte sich das Thema WM-Punkte für ihn erledigt. Am Rennende gab's dann auch noch eine Fünfsekundenstrafe wegen Tracklimits.
Der zweite Boxenstopp sei unvermeidbar gewesen, erklärt Schumacher nach dem Rennen: "Mein Auto war kaputt. An der Außenseite hatten wir irgendwas, was rausstand. Wir hatten nicht mehr die Downforce, die wir vorher hatten. Dementsprechend haben wir den Reifen stärker benutzt als gewollt, und danach war unsere Rennen quasi gegessen."
Wann findet das nächste Rennen statt?
Bereits in einer Woche, am 30. Oktober, steigt der Grand Prix von Mexiko in Mexiko-Stadt. Spannend bleibt weiterhin der Kampf um Platz 2 in der Fahrer-WM. Leclerc liegt nun wieder zwei Punkte vor Perez, der in Mexiko-Stadt sein Heimrennen bestreiten wird. Fokuspunkt in der Konstrukteurs-WM ist das Duell zwischen Alpine (149 Punkte) und McLaren (138) um Rang 4.
Danach endet die Formel-1-Saison 2022 mit den Rennen in Sao Paulo (Brasilien) und Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) am 13. und 20. November. (ANZEIGE: Die nächste Saison beginnt am 5. März 2023 in Bahrain. Wer sich jetzt schon Tickets sichern möchte, zum Beispiel als Weihnachtsgeschenk für seine Liebsten, dem empfehlen wir einen Besuch bei Motorsport Tickets!)
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