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Wiesbaden: Kein Verkehrskollaps dank digitaler Technik - fr.de

Lärm und Stress – so ist das Stadtleben in Wiesbaden oft – doch es soll auch anders gehen.

Seit einigen Monaten wird der Verkehr digital gesteuert. Auf den ersten Blick hat sich wenig verbessert. Dabei ist der Stadt mit Hilfe des Vorzeigeprojekts der Zusammenbruch des Verkehrs erspart geblieben.

DIGI-V ist der Name eines 30 Millionen Euro teuren nationalen Vorzeigeprojekts in Wiesbaden. Dort wird der Verkehr seit einigen Monaten digital gesteuert. Offiziell in Betrieb gegangen ist DIGI-V Ende November 2021.

Auf den ersten Blick hat sich seither wenig verändert. Noch immer stockt und staut sich der Verkehr. Die positiven Effekte der digitalen Verkehrssteuerung würden überlagert von der Sperrung beziehungsweise Sprengung der Salzbachtalbrücke als Teil der A66, sagt Rolf Schmidt, Sachgebietsleiter Verkehrstechnik im Tiefbau- und Vermessungsamt und technischer Leiter des Projekts. Dabei hat mit Hilfe von DIGI-V ein Verkehrskollaps abgewendet werden können. „Im Grunde leiten wir eine Autobahn durch die Stadt und halten trotzdem den Verkehrsfluss aufrecht.“

DIGI-V, sagt Schmidt, sei nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme, sondern ein Werkzeugkasten, den man nutzen könne, um zu einer Lösung zu kommen. Damit habe man begonnen. Welche Erfahrungen die Stadt mache und gemacht habe, stoße bei anderen Kommunen auf sehr großes Interesse. Die Probleme in den Städten ähneln sich.

Wiesbaden drohte 2018 wegen der Überschreitung des Stickstoffdioxidgrenzwerts ein Dieselfahrverbot. Die Stadt erstellte daraufhin den Green-City-Masterplan. Eines seiner zentralen Handlungsfelder ist die Digitalisierung des Verkehrs. Der Bund förderte das Modellvorhaben mit 15 Millionen Euro.

Seit 2019 die Vorbereitungen begonnen haben, sind 227 digitale Ampelanlagen, mehr als 450 Verkehrskameras, rund 60 Sensoren, die Umwelt- und Wetterdaten messen, und 30 dynamische Verkehrsschilder installiert worden. Die Daten der Sensoren und Kameras fließen in einen zentralen Rechner, der sie verarbeitet. Sie werden in Echtzeit eingespielt, um den Verkehr so zu steuern, dass Staus und Schadstoffe reduziert werden. Noch nie habe die Stadt so viele Einflussmöglichkeiten auf den Verkehr gehabt, hieß es zu Beginn von DIGI-V aus dem Verkehrsdezernat.

Positive Effekte

Obwohl das System noch lernt und nicht alle Einstellungen optimiert sind, zeigen sich an verschiedenen Stellen schon positive Effekte. Zum Beispiel auf dem ersten Ring durch die Innenstadt, den in Vor-Corona-Zeiten an Werktagen rund 66 000 Fahrzeuge passierten. Dort ist eine Spur für Autos weggefallen, auf der jetzt stattdessen Busse und Fahrräder fahren. Die Wegnahme einer Autospur führt nach Angaben der Stadt nur deshalb nicht zu häufigeren Staus, weil im Zuge des digitalen Umbaus die Ampeln mit einer flexiblen Steuerung optimiert wurden.

Die Reisezeit der Busse auf der Umweltspur hat sich um ein Drittel verkürzt, die Zahl der Radfahrenden verdoppelt. Ein anderes Beispiel ist die sogenannte Pförtnerampel an der Berliner Straße, einer großen Straße, die die Innenstadt mit der Peripherie verbindet.

Die Ampel sorgt dafür, dass die Autos im Falle eines hohen Verkehrsaufkommens vor der Stadt warten müssen, dafür aber die Fahrzeuge in der Innenstadt besser vorankommen. Seit der Einführung von DIGI-V habe sich die Luftqualität verbessert, sagt Rolf Schmidt. Das zeigten die Messungen.

Auch die Fußgänger:innen profitieren von Wiesbadens digitaler Verkehrssteuerung. Zurzeit läuft ein Pilotversuch an zwei Fußgängerampeln. Die Ampeln erkennen mit Hilfe von Wärmebildkameras, wenn viele Menschen warten und verlängern die Grünphasen oder geben den Fußgänger:innen Vorrang. Solche Ampeln eigneten sich zum Beispiel gut vor Schulen. „Darüber sind wir in Gesprächen“, berichtet Schmidt.

An 16 Ampeln können Rettungskräfte bei Einsatzfahrten Kontakt zu den Ampeln aufnehmen und werden schneller und sicherer über Kreuzungen geleitet. Es ist ein weiterer Pilotversuch. Was mit DIGI-V einmal möglich sein wird, ist heute noch gar nicht abzusehen. In vielleicht nicht so ferner Zukunft soll das System mit privaten Endgeräten kommunizieren können. Dann fungiert das Smartphone als Tippgeber für eine möglichst staufreie Route durch die Stadt.

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