Havertz und Werner treffen gegen Israel: Das ungleiche Chelsea-Duo schießt DFB-Elf zum Sieg - DER SPIEGEL

Diese Nationalmannschaft wird so wohl nie wieder zusammenspielen. Bundestrainer Hansi Flick kann sich trotzdem sicher sein, dass die zweite Garde sein System verinnerlicht. Gegen Israel fallen nur zu wenige Tore.

Timo Werner (l.) setzt sich gegen Sean Goldberg durch

Foto: Uwe Anspach / dpa

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Männer hat Bundestrainer Hansi Flick im achten Länderspiel den achten Sieg beschert. In der Sinsheimer Arena gewann das DFB-Team 2:0 (2:0) gegen Israel und wurde von einem schwachen Gegner kaum gefordert. Die Tore erzielten Kai Havertz (36. Minute) und Timo Werner (45.+1).

Flick hatte auf viele vermeintliche Stammspieler verzichten müssen, teilweise freiwillig wie bei Manuel Neuer oder Thomas Müller, teilweise gezwungen wie beim verletzten Serge Gnabry oder dem zuletzt angeschlagenen Marco Reus. Und so wählte Flick eine unerfahrene Startelf mit Debütant Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung, Rückkehrer Julian Weigl auf der Sechs sowie Jungstar Jamal Musiala im offensiven Mittelfeld.

Trotz eines Teams, das so noch nie zusammengespielt hat und vermutlich auch nie wieder in dieser Formation auflaufen wird, ging es von der ersten Minute an fast nur in einer Richtung. Viele Angriffe wurden über die linke Seite aufgebaut, wo David Raum eher als Außenstürmer denn als Verteidiger agierte. Die Passschärfe stimmte beim DFB-Team, die Ideen im letzten Drittel auch, und doch gab es in der Anfangsphase kaum Torchancen.

Im Angriff setzte Flick auf Werner, der beim FC Chelsea zuletzt keinen Stammplatz mehr hatte. Beim ersten Torschuss rutschte Werner nach einem Querpass von Musiala weg (12.), bei der zweiten Gelegenheit traf der Stürmer den Ball nicht (18.).

Werners Frust schien zunächst verlängert zu werden, doch Flicks Plan, ihm über Spielpraxis Selbstvertrauen zu verschaffen, ging kurz vor der Pause auf: Bei einer Freistoßflanke von Ersatzkapitän Ilkay Gündogan spekulierte Werner knapp an der Abseitslinie, die israelischen Abwehrspieler verloren ihn aus den Augen und so reichte eine dezente Berührung, um Torhüter Ofir Marciano zu überwinden.

Kai Havertz setzt viele Akzente in der Offensive

Foto:

Michael Probst / AP

Zuvor hatte bereits Werners Klubkollege Havertz per Kopf zur Führung getroffen. Der 22-Jährige ist unumstrittene Stammkraft im Team von Trainer Thomas Tuchel, nach dem entscheidenden Treffer zum Champions-League-Sieg im vergangenen Jahr hatte Havertz seine Mannschaft im Februar auch zum Klub-WM-Titel gegen Plameiras geschossen.

Im Nationaldress scheiterte Havertz zunächst aus kurzer Distanz an Marciano, bei der folgenden Ecke stand Havertz alleingelassen am Fünfmeterraum und köpfte ein. Zwei Chelsea-Profis, zwei Torschützen – und doch war beiden anzumerken, in welch unterschiedlichen Karrierephase sie sich befinden. Werner könnte im Sommer den Verein wechseln, um wieder häufiger zum Einsatz zu kommen.

Flick bringt Stach und Nmecha

Zu Beginn der zweiten Hälfte wechselte Flick auf zwei Positionen. Gündogan gab die Kapitänsbinde an Müller ab, im Tor ersetzte Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt Marc-André ter Stegen. An der Spielrichtung änderte sich dadurch nichts, dank des dribbelstarken Auftritts von Musiala wurde die Dominanz gar noch eine Spur größer. Das schnelle 3:0 (50.), erneut jubelte Werner, zählte wegen einer Abseitsstellung jedoch nicht.

Israel beschränkte sich vor 25.600 Zuschauern weiter fast ausschließlich auf die Verteidigung, das bekam vor allem Hoffenheims Munas Dabbur zu spüren, der als einziger Stürmer kaum Bälle bekam. Die einzig gute Torchance hatte Dabbur trotzdem, bei seinem Schuss von der Strafraumgrenze warf sich Jonathan Tah erfolgreich in den Weg (53.).

Im weiteren Spielverlauf nahm Flick weitere Wechsel vor, was den Kombinationen der DFB-Elf abträglich war. Mit Anton Stach von Mainz 05 kam ein weiterer Debütant, im Angriff ersetzte Lukas Nmecha den wieder etwas mehr lächelnden Werner. Weitere Tore fielen trotz vieler Abschlüsse nicht mehr, auch weil Müller mit einem Foulelfmeter am Pfosten scheiterte (89.). In der Nachspielzeit machten es die Israelis Müller nach, Trapp hielt einen Elfmeter von Yonatan Cohen. Am kommenden Dienstag trifft Deutschland in Amsterdam auf die Niederlande, dann bekommt Flick im neunten Versuch den ersten richtig gefährlichen Gegner.

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