Berlin Es war mal wieder ein Katastrophensommer. In Kalifornien brannten riesige Wälder nieder, auch in Sibirien und der Mittelmeerregion standen große Gebiete wochenlang in Flammen. Dabei dürfte es nicht bleiben: Da der Klimawandel Trockenheit und Hitze begünstigt, wird es in Zukunft vermutlich noch häufiger zu solchen Zerstörungen kommen.
Ein Start-up aus München will den Kampf gegen das Feuer erleichtern: Orora Tech hat ein Frühwarnsystem entwickelt, das Daten von Wettersatelliten mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert – das sei eine „kostengünstige und vor allem skalierbare Methode“ für die Prävention und Überwachung von Waldbränden.
Mit dieser Idee hat Orora Tech am Donnerstag den Deutschen Digitalpreis The Spark gewonnen, den Handelsblatt und McKinsey verleihen. „Angesichts der heutzutage weitverbreiteten analogen Präventionsmethoden“ lobte die Jury die „disruptive Neuartigkeit der vollautomatischen Lösung“.
Auf Platz zwei landete das Start-up Dabbel mit Software für intelligente Gebäudeautomatisierung, Dritter wurde Circunomics mit einem Netzwerk für den Handel von gebrauchten Autobatterien. Den Female Founder Award erhielt Katharina Jünger, Gründerin der Online-Arztpraxis Teleclinic.
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Mit The Spark zeichnen Handelsblatt und McKinsey Start-ups aus dem deutschsprachigen Raum aus, deren Geschäftsmodelle das Potenzial haben, Branchen grundlegend zu verändern. In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Motto „Net Zero Tech“ – es ging also um Technologien für eine emissionsfreie und nachhaltige Zukunft.
Das betrifft zahlreiche Branchen, wie sich an den Ideen der zehn Finalisten ablesen lässt, die am Donnerstag bei der Preisverleihung im Tipi am Kanzleramt in Berlin dabei waren – und reicht von Software für die Digitalisierung von Bauprojekten, die später das Recycling von Materialien erleichtern soll, bis zu einer Plattform, mit der Unternehmen ihre CO2-Emissionen ermitteln.
Die Möglichkeiten des Weltraums nutzen
Orora Tech – kurz für Orbital Oracle Technologies – ist ein Spin-off der Technischen Universität München. Das ist kein Zufall: In der bayerischen Metropole wächst eine neue Generation von Unternehmen heran, die die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Weltraums nutzen wollen, darunter auch der Raketenhersteller Isar Aerospace.
Im Sommer erhielt Orora Tech in einer ersten institutionellen Finanzierungsrunde mit mehreren Wagniskapitalgebern 5,8 Millionen Euro. Mit diesem Geld will das Management um CEO Thomas Grübler Kleinsatelliten ins All schießen, die die Erde kontinuierlich überwachen. Denn die bisher vorliegenden Daten, primär von Wettersatelliten, sind lückenhaft.
Orora Tech hat verschiedene Kundengruppen ausgemacht. So nutzen bereits einige kommerzielle Forstbetriebe das System, etwa in Australien und Chile. Auch für Versicherungen dürften die Informationen relevant sein. Das Unternehmen schätzt, dass das Marktvolumen im einstelligen Milliarden-Euro-Bereich liegt.
Das zweitplatzierte Unternehmen Dabbel hat ein Programm für die intelligente Gebäudeleittechnik entwickelt: Es steuert Temperatur, Lüftung und Beleuchtung in gewerblichen Gebäuden. Der Algorithmus berücksichtigt Variablen wie Wärmedämmung, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung. Das geschieht autonom und steigert somit die Effizienz, wo bislang viel Energie durch Fehlsteuerung verloren geht.
Die Lösung der Gründer Abel Amaniego, Javier Ferre und Pablo Stahl soll den Stromverbrauch um bis zu 40 Prozent senken – und damit die Kosten und CO2-Emissionen. Die Jury von The Spark lobt die hohe Skalierbarkeit.
Auf Platz drei steht Circunomics mit einem neuartigen Marktplatz für gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen. Die können meist noch als Energiespeicher dienen, bevor sie auf dem Recyclinghof landen, was bislang aber kaum praktiziert wird.
Die Gründer Patrick Peter, Sebastiaan Wolzak und Cesar Prados wollen den Handel mit gebrauchten Akkus ermöglichen. Um Transparenz über den Zustand der Energiespeicher zu schafften, erfasst ihr Start-up Daten zum Lebenszyklus und erstellt daraus einen digitalen Zwilling. Der Marktplatz verringere den ökologischen Fußabdruck der Elektromobilität deutlich, hebt die Jury hervor.
Den Female Founder Award, der sich dezidiert an Gründerinnen richtet, erhielt in diesem Jahr Katharina Jünger. Die Juristin hat die Online-Arztpraxis Teleclinic gegründet. Adelsschlag war die Übernahme des Start-ups durch die Schweizer Doc-Morris-Mutter Zur Rose im Sommer 2020.
„Kaum jemand hat die Medtech-Szene in Deutschland so aufgerüttelt wie Katharina Jünger“, lobte die Jury. Die 30-Jährige habe Pionierarbeit in der Telemedizin geleistet, was sich nicht nur in der Coronapandemie auszahle. Zudem setzt sich Jünger als Angel-Investorin und im Digitalrat der Bundeskanzlerin für die Förderung von Gründerinnen ein.
Mehr: Know-how, Köpfe, Kapital: Deutschland hat alles, was es für ein grünes Wirtschaftswunder braucht
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