(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat bei seinem Heim-Grand-Prix in Zandvoort die Poleposition erobert und damit für frenetischen Jubel bei seinen niederländischen Fans gesorgt. Der Red-Bull-Pilot wurde seiner Favoritenrolle voll gerecht und erzielte im Qualifying eine Bestzeit von 1:08.885, die für die beiden Mercedes-Piloten nicht erreichbar war.
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Max Verstappen war im Qualifying in Zandvoort letztendlich nicht zu schlagen Zoom
Lewis Hamilton verbesserte sich zwar auf seiner allerletzten Runde noch und schob sich an Valtteri Bottas vorbei auf Platz zwei. Auf Verstappen fehlten nur 0,038 Sekunden. Doch im Finish wurde es noch einmal knapper als gedacht.
Auf den weiteren Positionen landeten Pierre Gasly (AlphaTauri), Charles Leclerc, Carlos Sainz (beide Ferrari), Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) und Esteban Ocon (Alpine). Fernando Alonso (Alpine) und Daniel Ricciardo (McLaren) rundeten die Top 10 ab.
Sebastian Vettel (Aston Martin) wurde 17., Robert Kubica (Alfa Romeo) beim Comeback 18. und Mick Schumacher (Haas) 19. Rund um Vettel und die beiden Haas-Fahrer steht allerdings wegen Blockade noch das Ergebnis einer FIA-Untersuchung aus.
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Was sagt Verstappen über die Pole?
"Es ist ein erstaunliches Gefühl, hier auf Poleposition zu fahren", so der 23-Jährige. "Das Publikum ist unglaublich, und es hat heute wirklich Spaß gemacht. Das Auto war sehr angenehm zu fahren, und die Strecke macht Spaß. Wenn du im Qualifying kein Benzin mehr im Tank hast, ist das richtig cool hier."
Beim Überfahren der Ziellinie, als feststand, dass es für die Pole reichen würde, zeigte Verstappen erstmals sowas wie Emotion. Und der Aufschrei der Fans war am größten, als kurz nach Verstappen auch Hamilton über die Linie fuhr - mit 0,038 Sekunden Rückstand! Im ersten Run waren es noch drei Zehntelsekunden gewesen.
"Sieht danach aus, dass das DRS nicht richtig aufgeklappt hat. Das hat ein bis eineinhalb Zehntel gekostet", erklärt Teamchef Christian Horner. "Aber er hat dem Druck standgehalten. Es kommt einem fast so vor, als würde er den ganzen Rummel nicht spüren. Vor dem Qualifying hat er sich noch in aller Ruhe das DTM-Rennen angesehen, während die Fans da draußen durchgedreht sind!"
Wie war die Ausgangslage vor dem Qualifying?
Verstappen war nach seiner klaren Bestzeit im Abschlusstraining haushoher Favorit. Bei Mercedes hingegen war das Selbstvertrauen angeknackst. Hamilton ließ sein Auto über Mittag komplett umbauen: Bremsen, Vorderradaufhängung wurden ausgetauscht, weitere Einstellungen verändert. Währenddessen herrschte in der Red-Bull-Box absolute Ruhe und Gelassenheit.
Mercedes ist noch aus einem anderen Grund besorgt. Am Freitag waren gleich zwei Mercedes-Motoren den Geist aufgegeben, und über Nacht wurden bei allen acht Mercedes-Boliden die Motoren gewechselt - jeweils auf den Motor, der am wenigsten Kilometer auf dem Buckel hat. "Ich glaube, wir sind immer noch ein bisschen zittrig mit den Motoren", gibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu.
Die Lufttemperatur betrug zu Beginn des Qualifyings rund 20 Grad. Womit der eine oder andere nicht gerechnet hatte: Die Strecke wurde fast von Runde zu Runde deutlich schneller. Wer am Ende der Sessions zu früh rausfuhr, hatte einen Nachteil. Dennoch wollten viele früh auf die Strecke, um nicht zu riskieren, bei etwaigen roten Flaggen letztendlich auf der Strecke zu bleiben.
Wie viele rote Flaggen gab es?
In den Freien Trainings musste der Fahrbetrieb mehrmals unterbrochen werden. Dafür lief das Qualifying verhältnismäßig gesittet ab. George Russell (Williams) flog zwar in Q2 in der vorletzten Kurve ab, was prompt eine rote Flagge auslöste. Die erste des Nachmittags. Russell fuhr aus eigener Kraft an die Box zurück, konnte danach aber nicht noch einmal rausgehen und schied in Q2 aus. "Es war mein Fehler. Ich wollte einfach zu viel", gibt er zu.
Kaum war die Session wieder freigegeben, war es wieder ein Williams, der die zweite rote Flagge heraufbeschwörte. Nicholas Latifi crashte in Kurve 8 heftig in die Barrieren, nachdem er zuvor etwas ins Gras gekommen war. Das bedeutete das Ende von Q2: "The session will not be resumed", teilte die Rennleitung mit.
Damit schieden in Q2 Russell (11.), Lance Stroll (Aston Martin), Lando Norris (McLaren), Latifi und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) aus. Für Norris war es das erste Qualifying in dieser Saison, in dem er den Einzug ins Q3 nicht geschafft hat.
Wie kam Vettels frühes Ausscheiden zustande?
Vettel lag fünf Minuten vor Ende von Q1 an 18. Position, 0,6 Sekunden hinter dem rettenden 15. Platz. Die Strecke wurde jedoch mit Fortschreiten des Qualifyings deutlich schneller. Als er zum zweiten Mal rausfuhr, schob sich Vettel zunächst sicher in die Top 15. Sein Team Aston Martin hatte einen Push-Cool-Push-Ansatz für ihn gewählt, also eine schnelle Runde, dann eine langsame, dann nochmal eine schnelle.
Das ging jedoch nicht auf. Vettel lag zwar nach der ersten Runde noch vor seinem Teamkollegen Stroll. In der zweiten Runde lief er jedoch auf ein Paket mit mehreren Autos auf, die noch nicht auf ihrer schnellen Runde waren, und wurde letztendlich von den beiden Haas-Fahrern blockiert. Dass es dabei aufgrund der Geschwindigkeitsdifferenz nicht gekracht hat, war in erster Linie Vettels schneller Reaktion zu verdanken.
"Es ist auf dieser Strecke einfach, im Weg zu stehen. Leider war Seb der Leidtragende in dieser Situation", bedauert Schumacher. "Ich habe mich schon entschuldigt. Ich weiß, dass es natürlich auf meine Kappe geht in dem Fall, und Sebastian ist der Letzte, dem ich im Weg stehen möchte. Dementsprechend tut es mir auch wirklich leid für ihn und sein Team."
Der Vollständigkeit halber sei allerdings erwähnt, dass es für Vettel womöglich auch ohne diesen Zwischenfall nicht für den Einzug ins zweite Qualifying gereicht hätte. Schon in den ersten Sektoren der alles entscheidenden Runde war er langsamer als auf der Runde davor. "Wir waren nicht schnell genug", gibt er zu. Letztendlich wurde Vettel mit einem Rückstand von 0,242 Sekunden auf P15 (Norris) 17.
Gab's weitere prominente "Opfer" in Q1?
Ja. Neben Vettel erwischte es im ersten Segment auch Red-Bull-Pilot Sergio Perez (16.), der zu spät über die Ziellinie kam, um eine weitere schnelle Runde zu beginnen. "Er hat beim Rausfahren aus der Box viel Zeit verloren. Und dann fand er keine gute Lücke im Verkehr", gibt Teamchef Christian Horner zu. "Im Nachhinein betrachtet hätten wir ihn wahrscheinlich etwas früher rausschicken sollen."
Außerdem schieden Räikkönen-Ersatz Robert Kubica (18./Alfa Romeo), Mick Schumacher und Nikita Masepin (beide Haas) aus. Schumacher gewann das Duell gegen Masepin (wegen Vettel-Blockade "under investigation") letztendlich um knapp eine halbe Sekunde.
Zoff bei Haas: Was ist der Grund?
Die Situation rund um die Vettel-Blockade. Masepin erklärte in seinen ersten Interviews, Schumacher "fucked me", habe ihn verarscht. Das habe er auch sein Team wissen lassen, so der Russe. Der Grund: Haas hatte eigentlich festgelegt, dass er als Erster auf seine schnelle Runde gehen soll. Schumacher drängelte sich jedoch vor - nachdem ihm das Team das gestattet hatte, was Masepin zunächst nicht bekannt war.
Schumacher wiederum konnte die Aufregung nicht verstehen: "Ich weiß nicht ganz, was er rumerzählt. Ich weiß nicht, ob seine Crew es ihm durchgegeben hat, aber ich habe gefragt, ob ich ihn überholen kann, weil meine Reifen recht kalt waren und er normalerweise eine Runde fährt, die langsamer ist als meine. Ich habe das Okay bekommen und bin dementsprechend früh genug an ihm vorbeigefahren. Von daher gab es keinen Grund, da ein Drama draus zu machen, weil seine Runde nicht kaputtgegangen ist dadurch."
Immerhin: Keiner der beiden Haas-Fahrer kassierte eine Strafe für die Blockade von Vettel.
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