Heute gilt das Video von »Billie Jean« als ein entscheidender Punkt, der aus dem beliebten R&B-Sänger Michael Jackson den weltweiten Superstar machte. Doch anfangs spielte MTV, der 1981 gegründete und immer populärer werdende US-Musikvideosender, »Billie Jean« nicht. Selbst als die Single Anfang März 1983 schon auf Nummer eins der Charts war, hatte MTV es noch immer nicht in die Heavy Rotation aufgenommen.
Walter Yetnikoff, der Chef der Plattenfirma CBS, bei der Jacksons Album »Thriller« und die Single-Auskopplung »Billie Jean« erschienen waren, wollte das nicht hinnehmen. Yetnikoffs Version der folgenden Ereignisse war, dass er bei MTV-Boss Bob Pittman angerufen habe und gesagt habe: »Ihr müsst dieses Video spielen.« Pittman habe geantwortet: »Wir sind ein Rocksender, Walter, wir spielen keine Black Music.« Daraufhin will Yetnikoff gedroht haben, alle Videos seiner Firma von MTV abzuziehen und die Haltung des Senders gegenüber Schwarzen öffentlich zu machen.
Yetnikoff selbst gab offen zu, dass seine Erinnerung an die Achtzigerjahre durch starken Alkohol- und Kokainmissbrauch getrübt sei. Und maßgebliche Stimmen von MTV bestreiten seine Darstellung bis heute. Aber Fakt ist, dass »Billie Jean« in der Folge zum ersten Video eines schwarzen Künstlers wurde, das bei MTV regelmäßig gespielt wurde.
»Der beste Präsident irgendeiner Plattenfirma«
1983 war Walter Yetnikoff auf dem Höhepunkt seiner Macht als Musikmanager. Bei seiner Party zum 50. Geburtstag feierte er mit Mick Jagger und Billy Joel, mit dem Badeanzugmodel Christie Brinkley und dem Atlantic-Records-Gründer Ahmet Ertegun. Ursprünglich als Anwalt ausgebildet, hatte er 1975 die Leitung von CBS Records übernommen. Er baute die Karrieren von Bruce Springsteen und Barbra Streisand auf, kaufte aber auch der Konkurrenz Stars wie James Taylor oder Paul McCartney für viel Geld ab. Die Rolling Stones soll er mit 28 Millionen Dollar und der Aussicht auf Soloalben geködert haben.
Als Michael Jackson im Februar 1984 mit acht Grammy Awards ausgezeichnet wurde, rief er »den besten Präsidenten irgendeiner Plattenfirma« zu sich auf die Bühne, wo der bärtige Yetnikoff verkündete, »Thriller« sei nun offiziell »das meistverkaufte Album der Musikgeschichte«.
Die Musikindustrie genoss in den mittleren Achtzigern Boomjahre, insbesondere durch den Verkauf von CDs. Walter Yetnikoff hatte schon frühzeitig mit Sony kooperiert, um das neue Format zu popularisieren. Die Kontakte nach Japan halfen ihm, den 1988 eingeleiteten Verkauf von CBS an Sony voranzutreiben. Der Deal soll Yetnikoff einen persönlichen Bonus von 20 Millionen US-Dollar eingebracht haben.
Doch als Präsident der Sony-Musiksparte blieb Yetnikoff nicht lange im Amt. Zunächst begab er sich in eine offenbar dringend nötige Entziehungskur; 1990 musste er dann seinen Hut nehmen. In seinen 2004 unter dem Titel »Howling At The Moon« erschienenen Memoiren machte Yetnikoff seinen Nachfolger Tommy Mottola dafür verantwortlich, ihn bei den Sony-Oberen angeschwärzt zu haben.
Walter Yetnikoff, in den Achtzigerjahren einer der mächtigsten Musikmanager der Welt, ist Sonntagnacht im Alter von 87 Jahren gestorben. Dies meldete das US-Magazin »Variety« unter Bezugnahme auf Yetnikoffs Ehefrau Lynda. »Billboard« und die »New York Times« haben die Todesnachricht bestätigt.
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