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Nagelsmann für den FC Bayern:Endlich mal wieder ein Wunschtrainer - n-tv NACHRICHTEN

Der FC Bayern hat sein Trainer-Problem so gut wie gelöst: Der FC Bayern kann Hansi Flick ziehen lassen, weil mit Julian Nagelsmann der Wunsch-Nachfolger kommen wird. Mit der Verpflichtung des 33-Jährigen ist auch der Wunsch nach mehr Frieden verbunden.

Als Julian Nagelsmann sich zur Rückrunde der vergangenen Saison noch einen Mann für die linke Außenbahn wünschte, nahm er sein Glück selbst in die Hand. Nach einem Telefonat mit Josep Guardiola holte er Angeliño am letzten Tag des Wintertransferfensters von Manchester nach Leipzig. Dort, beim Fußball-Bundesligisten RB, spielte der kleine Spanier so furios auf, dass ihn die Sachsen im Sommer fest verpflichteten. Tatsächlich eine gute Idee, denn auch in der laufenden Runde gehört Angeliño zu den Besten in einer starken Leipziger Mannschaft.

Als Hansi Flick sich zur Rückrunde der vergangenen Saison unter anderem noch einen Mann für die rechte Außenbahn wünschte, hatte er Pech. Wenige Tage vor der Wechselfrist bekam er den kleinen Spanier Álvaro Odriozola von seinem damaligen Sportdirektor (mittlerweile ja Sportvorstand) Hasan Salihamidžić präsentiert. Odriozola durfte exakt 179 Minuten für den FC Bayern spielen. Das reichte nicht, um aus der Leihe eine feste Verpflichtung zu machen. Dass es seinem Nachfolger Bouna Sarr in München kaum besser ergeht, nunja.

Dass der Franzose nach einer enttäuschenden Saison in diesem Sommer schon wieder wegwill, das dürfte den nächsten Trainer des Rekordmeisters nicht sonderlich kratzen. Denn dass Nagelsmann, der sehr wahrscheinlich zum 1. Juli für die Weltrekordsumme von 20 bis 25 Millionen Euro von Leipzig nach München wechseln wird, in dem 29-Jährigen plötzlich bislang bestens versteckte Potenziale erkennt, die ihn zum absolut unverzichtbaren Leistungsträger an der Säbener Straße machen, nun, das ist eher nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte das größte deutsche Talent an der Seitenlinie eine andere Agenda haben, wie sich die Mannschaft des FC Bayern verändert.

Wie Flick den Klub erbeben ließ

Mit seinem Abwehrchef Dayot Upamecano hat er immerhin schon eine Position (für sehr viel Geld) besetzt, die in München in den vergangenen Monaten zur Allegorie des Machtkampfs zwischen Flick und Salihamidžić geworden war. Mit David Alaba und Jérôme Boateng verlassen nämlich gleich die beiden für den Trainer wichtigsten Innenverteidiger in diesem Sommer den Verein. Wie sehr ihn diese Entscheidungen nervten, wie sehr das alles gegen seinen Willen passierte, das hatte der 56-Jährige immer wieder betont. Als wortreicher Brandstifter war er fortan durch eine Medienrunde nach der anderen gerannt, hatte vergeblich darum geworben, mehr Macht bei Entscheidungen in Transferfragen zu bekommen. Sogar ein Veto war im Gespräch.

Flick, der Erfolgstrainer, wollte nicht nur Ausführungsgehilfe der Kader-Fantasien der Bosse sein. Er wollte den Kader selbst (mit)gestalten. Damit hätte er eine Revolution angestoßen. Denn so mächtige Trainer, die sind in München ja nicht vorgesehen. Dass Flick nun auch aus diesem Grund geht – seinem Wunsch nach der vorzeitigen Vertragsauflösung haben die Bosse nun auch endlich entsprochen – gilt als sehr wahrscheinlich. Begründet hat der Trainer seinen Vorstoß zum Rückzug ja öffentlich bislang nicht. Wohl auch nicht gegenüber den Spielern.

Was er dagegen öffentlich gemacht hatte, war sein Wunsch nach Freigabe. Unabgesprochen. Nach dem wichtigen Bundesliga-Sieg beim VfL Wolfsburg hatte er seine Vorgesetzten böse überrascht, die seine Aktion schließlich nach langem Schweigen "missbilligten". Der Auftritt von Flick hatte ein gewaltiges Brett losgetreten. Mit unschönen Auswirkungen. Mehrere Fans des Rekordmeisters hatten eine Petition gegen den Sportvorstand gestartet. Die Initiative "pro Hansi Flick, Brazzo raus" fordert den "sofortigen Rücktritt" von Salihamidžić – und sammelte dafür reichlich Stimmen ein. Dass es auch zu Hetze, Beleidigungen und Drohungen gegen den 44-Jährigen und dessen Familie kam – ein Wahnsinn! Der Klub reagierte vehement, Flick stellte sich an die Seite seines Vorgesetzten und auch die Initiative distanzierte sich.

Salihamidžić soll Nagelsmann bewundern

Wovon sie sich indes nicht distanzierte: vom Wunsch nach einem neuen Sportvorstand. Denn mit Salihamidžić werde es auch künftig Konflikte geben, urteilte Initiativen-Sprecher Michael Frohsz zuletzt im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst, "egal unter welchem Trainer". Aber auch unter Nagelsmann? Nun, anders als Flick gilt er immerhin als Wunschkandidat des Sportvorstands. Er sei sogar ein "Bewunderer" des Trainers, hieß es zuletzt bei der "Bild". Schon vor Wochen soll er eine Verfügbarkeit des 33-Jährigen für die Münchner abgeklopft haben. Flick soll das mächtig missfallen haben. Auch weil ein frühzeitiger Abschied da bloß wie eine düstere Horrorvision wirkte. Wie die "Bild" auch berichtete, "funken Salihamidžić und Nagelsmann auch auf einer Wellenlänge". Zwar habe der Coach ebenfalls klare Vorstellungen, aber eine weniger ausgeprägte Sturheit als sein Vorgänger.

Die würde ihm wohl auch schnell böse auf die Hufe fallen. So wie Flick. Der indes sowohl bereits mit dem WM-Titel (als Co-Trainer) hochdekoriert war, als auch mit dem zweiten Triple der Vereinsgeschichte (in München wurde er auch hernach immer forscher). Nagelsmann dagegen hat noch keinen großen Titel gewonnen. Er kennt bisher auch nur Vereine, die eher Start-up waren (Hoffenheim und Leipzig) und nicht großer Konzern (FC Bayern). Er kennt auch noch keine zementierten Machtgefüge, keine übermächtigen Alphatiere in der direkten Zusammenarbeit. Denn weder TSG-Mäzen Dietmar Hopp mischte im Kompetenzbereich des Trainers mit, noch RB-Milliardär Dietrich Mateschitz. In München ist das anders. Da schlendern die Bosse nach dem Spiel gerne mal in die Kabine und durch die Interviewzonen. Sie sind für den Trainer ständig präsent. Und für die Medien.

Dass es Nagelsmann zum FC Bayern zieht, war indes für beide Seiten unvermeidlich. Spätestens für den Sommer 2023, wenn sein Vertrag in Leipzig und Flicks Vertrag in München ausgelaufen wären, wäre diese Symbiose das wahrscheinlichste Szenario auf dem Trainermarkt gewesen. Zu sehr fühlt sich Nagelsmann von diesem Klub, für den der gebürtige Oberbayer seit seiner Kindheit schwärmt, angezogen. Zu sehr schwärmen die Münchner, allen voran der alte, aber mächtige Patriarch Uli Hoeneß, seit Jahren von dem jungen Trainer. Bereits in der Nachfolge-Diskussion um Carlo Ancelotti im September 2017 war er ein Kandidat. Damals galt er aber als noch nicht reif und erfahren genug für den FC Bayern. Nun aber hat er zahlreiche Talente zu Topspielern geschliffen. Hat eine aggressive, dominante, offensive Spielidee entwickelt. Eine, die man beim FC Bayern gerne hat. Nagelsmann hat dabei auch eine herausragende taktische Raffinesse bewiesen. Wie Guardiola. Von dem er sich viel abgeschaut hat.

Dass die Bayern für Nagelsmann bereit sind, eine Weltrekordablöse an RB zu zahlen, ist Ausdruck der maximalen Überzeugung. Dass sie nicht eine prominente Übergangslösung wie José Mourinho installieren, dass sie nicht auf einen Platzhalter setzen wie es Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) gewesen wäre, sondern die absolute Top-Lösung (die andere wäre wohl Jürgen Klopp gewesen) anstreben, ist auch eine Lehre aus dem Sommer 2018. Als man die eigene Macht und Anziehungskraft völlig überschätzte, den "heiligen Jupp" Heynckes doch nicht mehr zum Weitermachen bewegen konnte (was der bereits monatelang angekündigt hatte) und sich schließlich auf den Frankfurter Niko Kovac einigte. Mehr Kompromiss als Königsweg. Das wird nun mit Nagelsmann anders. Anders auch als bei Flick. Der war ebenfalls keineswegs der sofort entdeckte Königsweg. Erst über die Stationen Mini-, Midi-, Maxi-Interim kämpfte er sich den Pfad zur großen Lösung frei.

Übrigens: Allzu große Transferhoffnungen sollte Nagelsmann für den Sommer nicht haben. Für Upamecano und ihn hat sich der Klub trotz der Pandemie-Einschnitte schließlich bereits sehr weit über die Theke gelehnt. Für Boateng, für Alaba und für den wohl ebenfalls scheidenden Javi Martinez wird es dagegen kein Geld geben. Und für Flick, der ja als aussichtsreichster Kandidat als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw gilt? Wohl auch nicht. Denn es ist und bleibt so: "Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwertut, dies zu tun", sagte Vizepräsident Rainer Koch im Blickpunkt Sport des Bayerischen Rundfunks und bekräftigte damit nochmal die Haltung von DFB-Präsident Fritz Keller und Direktor Oliver Bierhoff.

Nun, eventuell tut's ja auch nochmal ein Anruf bei Josep Guardiola.

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