(Kleine) Schätze warten vor der eigenen Haustür darauf, entdeckt zu werden - auf zum GeocachingDie Blumen blühen, die Vögel zwitschern, der Frühling ist da. Wo Sie die Natur in diesem Jahr am schönsten erleben können, welche Abenteuer vor der eigenen Haustür warten und wie Sie Wohnung und Garten mit kleinen Tricks in Wohlfühloasen verwandeln, erfahren Sie in unserer Serie "Endlich Frühling". In der heutigen Folge nimmt Alexander Seipp Sie mit zum Geocaching.
Bad Vilbel - Es ist ein sonniger Nachmittag als ich mich aufmache in die Natur. Schnell die Jacke und Laufschuhe angezogen, dann kann es losgehen. Heute gehe ich zum ersten Mal Geocachen. Mit dabei meine Kamera und, ohne geht es nicht, das Smartphone.
Die Theorie kenne ich schon. Irgendwelche Leute verstecken irgendwelche Dinge an irgendwelchen Orten - einen Cache -, und irgendwelche anderen Leute machen sich dann mit Hilfe einer App auf die Suche. Ich probiere dafür heute die offizielle Geocaching-App aus. Nach dem Aktivieren sehen ich auf meinem Smartphone ein Luftbild der Umgebung mit farbigen Markierungen.
Die grünen sind für mich verfügbar, für die grauen muss man zusätzlich zahlen. 367 000 Geocaches gibt es allein in Deutschland. Ich wähle den nächsten Cache aus, und schon verbindet auf dem Bildschirm eine gelbe Linie mich und den Cache. Anderthalb Kilometer Entfernung zum Schatz, zeigt mir die App an. Entspannt laufe ich los, so anstrengend wird das schon nicht werden.
Doch dann geht es gleich bergauf. Um "Das neue Heim des Axolotl", so der Name meines ersten Caches, zu erreichen, muss ich erst einen Aufstieg bewältigen. Vom Vilbeler Ritterweiher geht es durch den Wald hinauf auf die Berger Wiesen. Dank der zwitschernd meinen Weg begleitenden Vögel tragen mich meine Füße schnell hinauf.
Am Horizont sind jetzt die Umrisse des Taunus zu sehen, und die knorrigen Äste der alten Obstbäume wiegen sich langsam im Wind.
Fundstück im ausgehöhlten Baum
Die App lotst mich jetzt weg vom Weg und hinein in ein kleines Wäldchen. Äste und halb vermoderte Baumstämme liegen auf dem Boden, man sieht dem Wald die Stürme der Vergangenheit an. Ich suche mir meinen Weg und halte die Augen offen nach dem "Axolotl". Der Begriff bezeichnet eigentlich einen riesigen Lurch aus Mexiko, der sein Leben lang in der Larvenform bleibt. Ich muss nah dran sein, suche alles genau ab. Und dann: Treffer! In einem ausgehöhlten Baumstamm liegt ein kleiner, durchsichtiger Behälter aus Plastik. Ein paar Holzspäne liegen darauf, aber die sind schnell entfernt.
Im Behälter, wohl eine alte Frühstücksbox, befindet sich allerhand Krimskrams. Darunter auch ein kleiner Axolotl aus Gummi sowie ein Notizblock. Rund 50 Leute haben sich darin bereits verewigt. Mit diesem Blöckchen können andere Geocacher erkennen, wer zuvor schon an diesem Ort war. Leider habe ich keinen Kugelschreiber dabei. Und so schließe ich den Behälter wieder und schiebe ihn zurück tief in den Baumstamm. Damit ihn auch der nächste findet.
Jetzt packt mich das Jagdfieber. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht noch einen Schatz finde! Auf meinem Smartphone suche ich nach dem nächsten Ziel. Zwei Kilometer bis dorthin, zeigt mir das Gerät an. Und schon bin ich wieder auf der Pirsch.
Der Weg führt mich entlang der Berger Höhe, bis ich in Richtung Buchelbaum abbiege. Am Waldrand entlang laufen meine Füße bei dem schönen Wetter fast von allein. Immer wieder kommen mir Spaziergänger entgegen. Sie wundern sich wohl, wieso ich immer wieder auf das Smartphone starre.
Fast da. Nur noch 150 Meter bis zum Ziel, zeigt mir die App an. Doch sie will mich querfeldein und mitten über einen Acker schicken. Das muss doch auch anders gehen, schließlich ist der Acker bestimmt Privatbesitz. Also ignoriere ich den vorgeschlagenen Weg und laufe einen Bogen. Einen kurzen Umweg später und ich stehe vor einer alten Streuobstwiese. Einige der Bäume sind längst abgestorben und liegen in Stücken zerteilt auf dem Grundstück. Dichte Brombeerhecken überwuchern die vor sich hin modernden Holzstämme.
Ich schaue auf die App. "Nicht gefunden am 1. März 2021", zeigt sie mir an. Na da hat wohl jemand nicht gut genug gesucht, denke ich mir, und fange an. Das "Hohle Holz" muss hier irgendwo sein. Erneut packt mich das Jagdfieber.
Doch diesmal werde ich enttäuscht. Zehn Minuten suche ich, spähe in jeden noch so kleinen Spalt zwischen den Hölzern. Die Brombeerdornen hinterlassen an meinen Händen rote Spuren. Ich beiße die Zähne zusammen, so einfach gebe ich nicht auf. Doch ich finde: Gar nichts.
Der Schatz, der keiner ist
Enttäuscht gebe ich auf. Aller guten Dinge sind drei, denke ich mir und suche mir in der App ein neues Ziel. "Dort enden wir alle mal", soll meine mysteriöse letzte Station heißen. Durch die Wingerte geht es weiter. Nicht etwa auf dem schnellsten Weg, sondern gemütlich auf schmalen Pfaden gehe ich vorbei an alten Obstbäumen und hohen Hecken.
Als ich mitten auf einem Parkplatz stehe, zeigt mein Smartphone noch zehn Meter Entfernung bis zum Ziel an. Wo ist denn nun der Cache? Ich schaue mich um. Und schlage mir den Handrücken auf die Stirn. "Mann, bin ich blöd", lache ich laut auf und ein älteres Ehepaar, welches gerade einen Blumenstrauß aus dem Kofferraum holt, blickt mich seltsam an. Denn ich stehe am Friedhof. Natürlich. Was auch sonst soll der Ort sein, an dem wir alle enden? Was ich heute gelernt habe: Bei Geocaches muss es sich nicht zwangsläufig um physische Gegenstände handeln, der Schatz können auch besondere Orte sein. Damit habe ich zwei von drei Caches gefunden. Gar nicht schlecht für meine erste moderne Schnitzeljagd.
Mit diesen Tipps klappt das Geocaching
Wer auf Schatzsuche gehen möchte, sollte folgendes beachten:
- Smartphone mit App mitbringen. Die offizielle Geocaching-App hat etwa mehr als 10 Millionen Downloads. Es gibt aber auch regionale Apps.
- Wetterfeste Kleidung ist ratsam, gerade bei der Suche nach mehreren Caches.
- Gute Schuhe sind Pflicht. Denn manchmal geht es auch ins Gebüsch und über Stock und Stein.
- Je nach Geocache benötigt man zum Heben des Schatzes Werkzeug. In der App gibt es oft Informationen, was genau einen am Ziel erwartet. Ein Stift ist jedenfalls immer ratsam.
- Geocaching sollte nur tagsüber betrieben werden. Dämmerung und Nacht sind laut Hessen-Forst tabu.
- Wildtiere im Wald dürfen nicht gestört, Pflanzen müssen geschützt werden.
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