Sechs Titel für den FC Bayern: Der Fußballklub gewinnt alles, was es an Pokalen gibt. Bei der Klub-WM ist es Benjamin Pavard, der den entscheidenden Treffer erzielt. Trotzdem sprechen alle über Robert Lewandowski - nicht nur, weil er als Spieler des Turniers ausgezeichnet wird. Die Aufregung ist groß.
Zwei freie Tage, die sind der Lohn für die zwar strahlenden, aber auch sehr geschafften Gewinner der Klub-WM: Bayern-Trainer Hansi Flick verordnet Ruhe. Zwei Tage, an denen seine Spieler ihren Triumph im Finale gegen den mexikanischen Klub Tigres UANL (1:0) so richtig realisieren und genießen sollen. Denn trotz aller berechtigter Kritik an der Austragung der Klub-WM im Corona-Risikogebiet Katar, den Zweifeln, ob dieser Pokal in dieser Pandemie so wichtig ist, haben die Münchner Historisches geschafft: Der FC Bayern ist der erst zweite Klub nach dem FC Barcelona, der alle möglichen sechs Titel in einer Saison gewinnt. Die Münchner sind Deutscher Meister, DFB-Pokal-Sieger, Deutscher Supercup-Sieger, Champions-League-Sieger, haben den europäischen Supercup für sich entschieden und sind nun auch noch Klub-Weltmeister - und damit offiziell das beste Fußballteam der Welt.
"Das ist auch für den erfolgreichen FC Bayern München mit Sicherheit die beste Saison, die er gespielt hat", sagte Flick. Dem 55-Jährigen gelingt das nach nicht einmal eineinhalb Jahren im Amt, in denen er vom Aushilfs- zum umjubelten Cheftrainer hochgejazzt wurde. In seinem erst 68. Spiel als Bayern-Trainer holte er den ultimativen Titel-Erfolg, der vor ihm nur Josep Guardiola 2009 vergönnt war. "Das ist ein Riesenerfolg."
Video-Assistent überprüft zu wenig Details
Doch es werden auch zwei Tage werden, in denen sich der Klub mit Kritik und Polemik auseinandersetzen muss. Denn es gibt Zweifel daran, wie der Sieg gelang. In Mexiko glauben einige gar an einen geklauten Titel für ihren Klub. Die Aufregung ist groß, auch wenn Tigres-Trainer Ricardo Ferretti fair gratulierte: "Sie waren überlegen und haben den Sieg verdient."
Klar, Benjamin Pavard hat in der 59. Minute ein Tor geschossen. Mit etwas Glück kam er nach einer Abwehr von Tigres-Torhüter Nahuel Guzman an den Ball und konnte mit rechts ins leere Tor einnetzen. Der Video-Assistent überprüfte anschließend mehr als zwei Minuten, ob Robert Lewandowski, der den Ball auf dem Kopf hatte, den Guzman gerade noch abwehren konnte, im Abseits stand. Aber nein, alles korrekt. Und doch sagte der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer bei "Bild Live": Der Siegtreffer war "irregulär".
Es ging allerdings nicht um ein mögliches Abseits, das betont auch Alex Feuerherdt, unser Schiedsrichter-Experte von "Collinas Erben": "Im Abseits war Lewandowski vor Pavards Tor nicht. Aber unmittelbar vor der Torvorlage gab es ein Handspiel von ihm", stellt er via Twitter fest. "Völlig unabsichtlich und ungewollt, klar, aber das ist in einem solchen Fall nun mal unerheblich. Glück für den FC Bayern, dass der VAR das nicht bemerkt hat." Die Grundlage dafür bildet die Regelung des Handspiels, dort heißt es: "Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler oder ein Mitspieler den Ball mit der Hand/dem Arm berührt (ob absichtlich oder nicht) und unmittelbar danach ins gegnerische Tor trifft." Der Sender Fox Sport Mexiko schrieb bei Twitter daher von einem "polemischen Tor".
"Für die Marke FC Bayern nicht das Schlechteste"
Eines, das Lewandowski nicht geschossen, an dem er aber mehr als wegweisend beteiligt war. Früher im Spiel hatte der Weltfußballer dagegen getroffen, aber: "In der 19. Minute lag der VAR dagegen völlig richtig, denn Lewandowskis Abseitsposition war strafbar", so "Collinas Erben". Die Begründung: "Lewandowski ist, indem er dem Ball nur mühsam ausweichen konnte, aktiv geworden und hat so erkennbar die Möglichkeit des Torwarts beeinflusst, den Ball zu spielen." Die Partie endete also ohne eigenen Treffer Lewandowskis, der anschließend zum Spieler der Klub-WM gekürt wurde. Im Halbfinale gegen Al-Ahly hatte er beide Tore zum 2:0-Sieg erzielt. Seine Freude über den als unwichtigsten Titel der Saison verschrienen Pokal ist riesig: "Jetzt haben wir das Sixpack, das ist eine große Geschichte. Das ist etwas Besonderes."
Und auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß wollte nichts davon hören, dass die Klub-WM womöglich nur nettes Schmuckwerk ist: "Es handelt sich um keine Jo-Jo-Veranstaltung." Der Titel, für den es übrigens 4,12 Millionen Euro Prämie gab, sei "für die Marke FC Bayern nicht das Schlechteste". Und wie der sechste Titel eingesackt wurde, dafür kann der FC Bayern tatsächlich nichts. Der Fehler liegt beim Video-Schiedsrichter, der laut Kinhöfer für das "Geschmäckle" sorgte, indem "das Endspiel der Klub-WM durch ein irreguläres Tor entschieden wird".
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