Julian Nagelsmann hatte eine Vorahnung.
"Dortmund kann einen großen Schritt machen, wir können einen großen Schritt machen", sagte der Trainer von RB Leipzig vor dem Topspiel gegen Borussia Dortmund. "Am Ende werden die Gier und die Mentalität entscheidend sein."
Knapp Stunden später waren es die Gäste, die den großen Schritt machten. Es waren, wie von Nagelsmann erwartet, tatsächlich Gier und Mentalität, die den Unterschied ausmachten. 3:1 (0:0) siegte die Elf von Trainer Edin Terzic - vor allem dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte.
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Dabei mussten die Westfalen zunächst einen Verletzungsschock verdauen, als Spielmacher Axel Witsel in der 30. Minute ohne Fremdeinwirkung zu Boden sank und mit Verdacht auf eine Achillessehnenverletzung ausgewechselt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Sachsen die Partie im Griff, der BVB brachte nach vorne so gut wie nichts zustande.
Haaland: "Wir haben für Axel gespielt"
"Wir haben für Axel gespielt, ich wünsche ihm, dass er bald zurückkehrt", sagte Erling Haaland, der das Spiel mit einem Doppelpack entschied, nach der Partie.
Kurioserweise markierte Witsels Verletzung jedoch einen Wendepunkt im bis dahin uninspirierten Dortmunder Spiel - was vor allem am Vertreter des Belgiers lag. Mit der Hereinnahme von Emre Can kam eine Prise Extra-Mentalität ins Dortmunder Spiel.
"In einem Topspiel muss man immer aggressiv sein", sagte Can nach der Partie bei Sky. "Der Sieg hat uns extrem gut getan, die letzten Wochen waren nicht so einfach. Jetzt wollen wir wieder voll angreifen."
Der Nationalspieler, der in den vergangenen Partien kaum zum Zuge gekommen war, stopfte die Löcher im Mittelfeld, trieb seine Elf nach vorne an und leitete den vorentscheidenden Treffer zum 2:0 ein.
Entsprechend zeigte sich Terzic beeindruckt von der Leistung seines Jokers. "Großes Lob an Emre, er war sofort da, wo wir ihn gebraucht haben. Es war nicht leicht für ihn in den letzten Wochen."
BVB findet über den Kampf zurück zum Spiel
Überhaupt war der BVB-Coach angetan vom aggressiven Fußball seiner Elf, den er seit Amtsbeginn von seinen Spielern einfordert. "Es ist logisch, dass wir im Training nicht anfangen, Tore mit der Hacke oder per Fallrückzieher zu üben, sondern an der Intensität arbeiten."
Von fehlender Intensität, was zuletzt auch Mats Hummels öffentlich moniert hatte, war mit fortschreitender Spieldauer immer weniger zu sehen. Im Gegenteil, sie förderte schließlich auch die besonderen BVB-Momente. "Heute war es ein deutlicher Schritt nach vorne", fand Marco Reus, der die ersten beiden Treffer sehenswert vorbereitet hatte. "Wir freuen uns, dass wir so eine zweite Halbzeit hingelegt haben."
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Mit Terzic scheint die Borussia den Dreh gefunden zu haben. Eine Woche nach dem 2:0-Arbeitssieg gegen Wolfsburg, der noch ohne den früheren Hurra-Fußball zustande gekommen war, dürften die zweiten 45 Minuten von Leipzig nach längerer Zeit mal wieder die Herzen der BVB-Fans höher geschlagen haben.
"Wir haben den ersten Schritt gemacht", zeigte sich Terzic erleichtert. "Wir hatten 112 Fehlpässe und davon gefühlt 110 in der ersten Halbzeit. Das haben wir abgestellt und uns dann noch mit drei Treffern belohnt. Diese Leichtigkeit, diese Magie hat lange gefehlt."
Emre Can wittert Titelchance
Das, was sonst die lautstarken Anhänger übernehmen, müsse die Mannschaft nun selbst erzeugen, erklärt der Favre-Nachfolger. "Wir vermissen unsere Fans. Normalerweise singen sie immer, wenn wir auf das Spielfeld laufen: 'Auf geht‘s Dortmund - kämpfen und siegen.‘ Das ist unser Slogan, den wir uns erarbeiten wollten. Das hat nicht immer geklappt - aber heute hat es gepasst."
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Die Kunst wird nun sein, das in der zweiten Hälfte gezeigte Level in den kommenden Wochen zu festigen. Nach dem Heimspiel gegen Mainz 05 warten mit den Gastspielen in Leverkusen und Mönchengladbach die nächsten großen Herausforderungen. "Das wollen wir jetzt konstant Woche für Woche abliefen", gib Terzic schon mal die Devise vor.
Dass die Chancen dafür gut stehen, liegt auch an Haaland, der in den ersten beiden Partien nach seinem Comeback noch nicht bei vollen Kräften war. "Ich habe zwei Spiele nicht getroffen, deshalb war es Zeit, dass ich mal wieder treffe", sagte der Norweger mit einem Augenzwinkern. "Wir haben die Qualität und müssen sie nur zeigen."
Und auch die Meisterfrage wird bei den Schwarzgelben langsam wieder aktuell, wie Can klarmacht: "Es ist noch zu früh, das zu sagen, aber mit der Qualität muss das unser Ziel sein."
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