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Nächster Stopp: Albanien - Westfalen-Blatt

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Als er im August vom Wilhelm-Kern-Platz gestartet ist, sei das schon ein aufregendes Erlebnis gewesen, wie er dieser Zeitung mitteilt. Die erste große Herausforderung sei dann der Barre-Berg gewesen.

München

Mit dem 50-Kilogramm schweren Rad aber hat er diese Herausforderung gemeistert. Allerdings konnte er es nicht verhindern, dass sich kurz danach die Himmelsschleusen öffneten. Ein Gewitter beendete den ersten Fahrradtag und Djamal wurde einmal komplett durchnässt. „Da habe ich mir kurz die Frage gestellt: ‚Oh mein Gott, worauf habe ich mich hier eingelassen?‘“, erklärt er – immer noch bestens gelaunt.

Über Herford und Kassel, wo er die Gunst der Stunde nutzte und ein paar Verwandte besuchte, kam er schließlich in Bayerns Hauptstadt München an. Es sei in den ersten Wochen gar nicht so einfach gewesen, eine tägliche Routine auszuarbeiten, sagt Djamal. Aber mit der Zeit sei es dann besser geworden.

Der 29-Jährige steht früher auf und hat auch beim Abbau seines Schlafplatzes jetzt die Handgriffe verinnerlicht, „so dass ich morgens Kilometer machen kann“. In München hat er erst einmal die Akkus aufgeladen und dort einen Bekannten besucht.

Die Alpen

Keine schlechte Idee, denn als nächstes warteten schließlich die Alpen auf den Espelkamper. Sein Ziel hieß Innsbruck. Und das ist er auch mit Elan angegangen. Den schwierigsten Teil des Brenners, dem Pass zu Österreich, hatte er bereits geschafft, als ihn ein Sturm überraschte. Zum Wind gesellte sich heftiger Regen, der das Aufstellen des Zeltes unmöglich machte. Da er sich in einem Skigebiet befand, waren Zimmer kurzfristig für einen erschwinglichen Preis nicht zu bekommen. „Unter 100 Euro ging da nichts“, sagt Djamal. Also hat er sich kurzerhand entschieden, in einer Bushaltestelle zu schlafen.

Der Sturm

Der Sturm stellte sich jedoch als langwierig heraus. Denn er sollte vier Tage andauern. Einen Tag hat der 29-Jährige Espelkamper Regen und Wind getrotzt. Aber er musste einsehen, dass es vor allem auf den Abfahrten viel zu gefährlich war, weiter zu radeln. „Die Bremsen haben zwar aufgesetzt. Aber sie bremsten nicht mehr.“ Die Abfahrten, die er eigentlich genießen wollte nach den anstrengenden Berg-Ankünften, wurden zu einer großen Gefahr. „Ich bin nur noch gerutscht und wäre zwei-, dreimal beinahe gestürzt“, sagt Djamal.

Wetterbesserung war nicht in Sicht. Und so hat sich der Espelkamper kurzerhand entschlossen, den Sturm zu umgehen, in dem er sich mit seinem Fahrrad in den Zug setzte und ihn im sicheren Abteil hinter sich brachte, um nicht den Fortgang seiner Reise aufgrund eines Sturzes zu gefährden. „Ich habe mich zwar etwas geärgert, da ich den schwersten Teil der Alpen bereits radelnd hinter mich gebracht hatte. Aber Sicherheit geht vor“, erzählt Djamal Ayub.

Italien

Wieder auf dem Rad hieß die nächste Station Verona in Italien. Dort verbrachte er einen Tag und setzte seine Radtour in Richtung Süden – nach Bari – fort. „Das Wetter ist jetzt auf meiner Seite“, freut sich Djamal und hat in Bari die Fähre in Richtung Albanien genommen.

Neben dem Sonnenschein gesellte sich zwar immer wieder ein Schauer dazu. „Das ist aber nicht wirklich schlimm“, meint Djamal, der so langsam seinen Rhythmus gefunden hat.

Begegnungen

Was ihm besonders wichtig ist, sind die Begegnungen mit den Menschen. Und da hat er schon einige erinnerungswürdige Treffen gehabt. In Wolfratshausen in Bayern, kurz vor den Alpen, war Djamal noch auf der Suche nach einem Platz für sein Zelt. Es wurde schon dunkel. „Plötzlich hielt ein Autofahrer an und meinte: ‚Hast du einen Schlafplatz? Es wird schon dunkel.‘“ Als Djamal das verneinte, sagte der Mann, der Landwirt war: „Folge mir.“ Der 29-Espelkamper folgte.

Am Ende stand er vor einer Hütte. Der Landwirt sagte: „Hier hast du den Schlüssel. Du kannst hier übernachten.“ Der Landwirt fuhr weg und Djamal hatte ein festes Dach über dem Kopf – mit Bad und Küche. „Ich habe mit dem Mann vielleicht zwei Minuten gesprochen und er hat mir einfach sein Häuschen anvertraut.“ Morgens sollte er den Schlüssel einfach wieder ans Haus hängen. „Das war wirklich eine coole Sache“, sagt der Radabenteurer.

Abendessen am Feuer

Aber auch die Österreicher haben schon ihre Gastfreundschaft unter Beweis gestellt. Bei Innsbruck sprach Djamal, nachdem die Sonne schon beinahe untergegangen war und er noch keinen idealen Schlafplatz gefunden hatte, eine Familie an. „Der Hof der Familie sah wie ein Campingplatz aus. Es standen viele Wohnwagen dort.“ Aber es stellte sich heraus, dass es nur ein Abstellplatz war. Doch der Radler hatte Glück. „Ach komm. Stell dein Zelt hier auf“, bot die Familie ihm an. Kurze Zeit später wurde Djamal zum Beisammensein eingeladen und saß dann mit der österreichischen Familie am Feuer, durfte ein tolles Abendessen genießen und ein paar Biere trinken.

„Ich habe generell sehr sehr gute Begegnungen gehabt – auch hier in Italien. Die Menschen feuern einen an. Man kommt sehr oft ins Gespräch. Und man muss sich auch erst einmal an die vielen Blicke gewöhnen.“ Aber mittlerweile gehe er damit ganz locker um.

Zuversicht

Er spricht auch die Menschen häufig selbst an. „Die Einheimischen sagen mir dann, wo ich am besten mein Zelt aufbauen kann oder wo ich etwas Gutes zu essen finde.“

Die abenteuerliche Fahrradtour dokumentiert der Espelkamper natürlich mit seiner Kamera. Allerdings habe er noch nicht so viel Zeit gehabt, etwas in seinen Blog hineinzuschreiben. Das aber werde noch kommen, wenn er noch mehr Routine in seinen Tagesablauf gebracht habe.

Momentan sei er neben dem Radfahren hauptsächlich damit beschäftigt, Wasser und Verpflegung für die nächsten Tage aufzutun. Aber Djamal Ayub ist weiterhin voller Tatendrang: „Ich bin zuversichtlich.“




September 13, 2020 at 11:11PM
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