Den Anstoß für die neuartige Konstruktion von Julian Gorsegner gab die CMT in Stuttgart im Januar 2020 zu einer Zeit, als Corona noch weit weg war. Zwei Jahre später blickt der 29-jährige angehende Maschinenbau-techniker zufrieden zurück und hoffnungsvoll nach vorn. Gorsegner hat für die Firma Brecht-Caravan in Heilbronn-Böckingen ein Problem gelöst und damit auch das Thema für seine Technikerarbeit an der Christian-Schmidt-Schule (CSS) in Neckarsulm gefunden. Gorsegner hat einen rollstuhlgerechten Einstieg für Wohnwagen konstruiert. "Die Fertigung selbst wird allerdings noch einige Monate Zeit brauchen", sagt der Heilbronner.
Den Lockdown genutzt
"An unserem CMT-Stand haben sich damals enttäuschte Rollstuhlfahrer beklagt, dass es keine Einstiegshilfe für Wohnwagen gibt", sagt Manuela Brecht, Geschäftsführerin des Heilbronner Unternehmens. Da sei ihr dieses Problem vieler Behinderter erst bewusst geworden. Und den Lockdown nutzte Brecht, um Lösungen zu finden. Für einen betroffenen Kunden aus Berlin hatte sie bereits einen Wohnwagen mit viel Aufwand behindertengerecht angepasst und Toilettenraum, Möbel und Betten umgebaut.
Doch über die Frage, wie ein Rollstuhlfahrer selbstständig in den Wagen hinein und wieder heraus kommen würde, sollte sich der angehende Techniker Gorsegner den Kopf zerbrechen: Die Rampe muss unter den Wohnwagen passen, leicht zu handhaben und aus einem leichten Material sein. Der Höhenunterschied vom Boden bis zum Einstieg darf nicht zu steil sein, und es muss gesichert sein, dass der Rollstuhl nicht auf halber Strecke unter dem Gewicht nach hinten abkippt. Julian Gorsegner: "Es ist wichtig, dass die Person die Rampe auch selbst bedienen kann."
Der Techniker muss weiter tüfteln
Eine automatisierte Verstaumöglichkeit unter dem Wohnwagen gebe es auf dem Markt noch nicht. Genau daran wird der junge Techniker auch nach der Abgabe seiner Arbeit in den kommenden Monaten noch ein wenig zu tüfteln haben. Der Prototyp steht also noch aus.
Ende Juni muss Gorsegner zunächst seine Technikerarbeit den Lehrern in der Schule präsentieren. "Es ist wünschenswert, dass auch Publikum dabei ist", sagt der Technik-Lehrer Axel Heilmann und meint damit vor allem die Schülerschaft. Insgesamt 100 Seiten umfasst die Arbeit, also deutlich mehr als die üblichen rund 60 Seiten. Das liege vor allem am großen Konstruktionsanteil.
Eine Projektanfrage seitens eines Betriebs für eine Technikerarbeit an der Schmidt-Schule wie in diesem Fall ist jedoch die Ausnahme, betonen die beiden betreuenden Lehrer Peter Hildebrand und Axel Heilmann. In der Regel müssen sich die Schüler selbst ein Thema suchen. "Oft ist es so, dass die Firmen kein Personal für die Betreuung haben", stellt Peter Hildebrand fest, benennt damit gleichzeitig ein Problem aus Sicht der Berufsschule. "Man muss sich einlassen auf die Herausforderung, und das ist zeitintensiv", sagt Manuela Brecht.
Daher sind die beiden Lehrer dankbar für die Gelegenheit, die sich nun bei der Vor-Ort-Besichtigung im Betrieb bietet. "Für uns Lehrer ist es eine gute Sache, über den Tellerrand hinaus zu schauen und zu sehen, was in den Betrieben passiert", sagt Peter Hildebrand.
Manuela Brecht hat unterdessen noch ein anderes Problem. "Es gibt noch keine Ausbildungsberufe für den Caravanbereich."
Wertvoller Austausch
Die angehenden Techniker aus den Fachbereichen Maschinentechnik und Elektrotechnik der Christian-Schmidt-Schule haben kürzlich ihre Abschlussarbeiten an 50 Ständen präsentiert. In dem Rahmen stellte auch der Heilbronner Julian Gorsegner seine Arbeit vor. Für Schule und Betriebe ist der Austausch wertvoll. Die Firmen bekommen für Probleme professionelle Lösungen, die Schüler sammeln Praxiserfahrungen und knüpfen Kontakte. Für die Lehrer, die Einblicke in die Betriebe erhalten, sie dies wie "eine interessante Fortbildung", so Beate Kreuer, Leiterin der Abteilung für Metalltechnik.
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