Es ist es eines der größten Bauprojekte, welches die Stadt Marktheidenfeld in ihrer Geschichte zu stemmen hatte: der Neubau der Feuerwache für die Kernstadtfeuerwehr. Wahrend der im Jahr 1973 bezogene Altbau die heutigen Anforderungen nicht mehr erfüllen konnte, wurde die neue Feuerwache auf dem neusten Stand der Technik errichtet und hat in der näheren Umgebung Leuchtturm-Charakter. Neben einer weiträumigen Verteilung der Einsatzfahrzeuge, nicht nutzbaren sanitären Einrichtungen und unzeitgemäßen Umkleidemöglichkeiten hatten zuletzt bauliche Mängel einen Neubau nötig gemacht. Anfang 2015 wurde das Projekt durch den damaligen Stadtrat eingeleitet und 2017 einstimmig verabschiedet.
Die Feuerwehr Marktheidenfeld ist als Kernstadtfeuerwehr die größte der insgesamt sechs Marktheidenfelder Feuerwehren, wobei Übungs- und Einsatzdienst in allen Feuerwehren rein ehrenamtlich geleistet werden. Allein die Kernstadtwehr hat dabei im Durchschnitt 200 Einsätze pro Jahr zu bewältigen. Dafür stehen mehr als 60 aktive Mitglieder zur Verfügung.
L-winkliges Ensemble
Die neue Feuerwache wurde als Zentrum für alle Feuerwehren der Stadt Marktheidenfeld geplant, was sich insbesondere in den neu eingerichteten Werkstätten zur Wartung und Pflege von Atemschutzgeräten, Kleiderpflege und -ausgabe, Schlauchwäsche, Kfz-Werkstatt sowie Waschmöglichkeiten für die Großfahrzeuge zeigt.
Wegen der verkehrstechnisch günstigen Lage in der Gesamtstadt Marktheidenfeld und mangels alternativer Grundstücke in vergleichbarer Lage, wurde der Neubau am Standort des bisherigen Gerätehauses realisiert. Um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr in der dreijahrigen Bauzeit zu gewährleisten, wurde rund 100 Meter entfernt von der Baustelle eine Interimslösung in Container- und Stahlbauweise realisiert.
Eine Besonderheit des Grundstücks ist dessen Topographie. Das Gelände fällt vom höchsten Punkt im Osten in beide Richtungen um bis zu drei Meter. Folgerichtig wurde der Neubau als L-winkliges Gebäudeensemble mit den Gebäudeschenkeln entlang der beiden angrenzenden Hauptverkehrsstraßen geplant. Dies eröffnet unter anderem die Moglichkeit einen vor dem Straßengeschehen geschützten, tieferliegenden Feuerwehrhof zu entwickeln.
Vom Kreisverkehr aus, welcher die beiden angrenzenden Straßen verbindet, stellt sich das Gebäude als zweigeschossiger Baukörper dar. Das dritte Geschoss, in dem sich die Hauptflächen für die Nutzung als Feuerwache befindet, steckt im Gelände und öffnet sich zum großräumigen Feuerwehrhof hin.
In dieser Ebene 0 sind zwei getrennte Fahrzeughallen mit insgesamt 14 Stellplätzen, Kfz-Werkstatt und Waschhalle, verschiedene Werkstätten und Lagerräume, Funk- und Bereitschaftsraum sowie Alarmumkleiden mit Dusch- und Sanitärbereichen untergebracht. Die an die Hauptfahrzeughalle angehängten und in der Höhe gestaffelten Gebäudekuben machen unterschiedliche Nutzungen und Funktionen im Gebäude nach außen hin sichtbar und vermitteln städtebaulich in die benachbarte Umgebung.
Beim transparenten Eingangsgeschoss auf Höhe des Kreisverkehrs (Ebene 1) handelt es sich von der Fahrzeughalle her gesehen um ein sogenanntes Zwischengeschoss. Zur Straße hin zeigt sich dieses mit einer durchgängigen und durchlässigen Pfosten-Riegel-Fassade. Hier befindet sich der öffentliche Zugang zur Feuerwache, die Büros für Kommandanten und Vorstand, verschiedene Lager- und Technikräume sowie ein weiterer Gebäudezugang mit barrierefreier Erschliesung aller Geschosse mittels Aufzug.
Der aufgesetzte Kubus des zweiten Obergeschosses (Ebene 2) beherbergt insbesondere den multifunktionellen Schulungssaal mit Außenterrasse sowie einen separaten Aufenthalts- und Schulungsraum, der ausschließlich der Jugendarbeit der Feuerwehr Marktheidenfeld dienen soll.
Stahlblechfassade
Die Stahlblechfassade des Kubus wirkt durch seine rohbelassene, silberfarbene, marmorierte, verzinkte Materialwahl. Beim Übungsturm mit Salzsilo und Nebengebäude bleibt die Betonoberfläche sichtbar. Alle weiteren Fassadenflächen sind mit einer Putzfassade auf einem Wärmedammverbundsystem belegt.
Fenster, Tore, Türen und Putz haben die gleiche grau-grüne Farbigkeit. Die reduzierte Farbwahl setzt sich im Rauminneren fort. Die Betonflächen sind sichtbar, die Akustikdecken aus Holzwolle behalten ihren natürlichen Farbton.
Alle weiteren Materialien ordnen sich mit ihrer Farbigkeit unter. Lediglich die Treppengeländer aus Stahltafeln sowie die Türen in der Eingangsebene und im Schulungsbereich haben eine oxidrote Farbe. Die ruppigen, rohen Oberflächen und Sichtinstallationen mit ihrer natürlichen Farbigkeit unterstreichen die gewünschte Robustheit, die der Nutzung gerecht wird.
Gemeinsam mit den Planern der kPlan AG und den beauftragten Architekten und Bauleitern des Marktheidenfelder Büros, Georg Redelbach Architekten, hatten Feuerwehr und Stadtverwaltung die Abläufe für Einsatz- und Übungsbetrieb baulich vorgeplant. So kann nun beispielsweise durch eine Trennung von Zu- und Abfahrt ein Kreuzen von anfahrenden freiwilligen Einsatzkräften und ausrückenden Feuerwehrfahrzeugen vermieden werden. Eine Kombination moderner Gebaudeleit- und Funktechnik soll für optimale Abläufe und bestmögliche Information der Einsatzkräfte bei Einsätzen führen.
Der Hauptzweck des Schulungssaals in der Ebene 2 liegt in der Ausbildung der lokalen Einsatzkräfte. Über eine mobile Trennwand ist eine Öffnung des Saales zum Aufenthaltsraum mit Theke und Küche möglich. Hier gibt es einen Zugang zur Dachterrasse, die einen Ausblick über weite Teile Marktheidenfelds und deren am Main gelegene Altstadt bietet.
Bei Großschadensereignissen, bis hin zum Katastrophenfall, können diese Räumlichkeiten als Lagezentrum und Stabsraum genutzt werden. Alle Voraussetzungen zur Anbindung an die Funk- und Einsatzzentrale im Bereich der Fahrzeughallen wurden vorgesehen.
Einen autarken Betrieb stellen auch im Falle längerer Stromausfälle Einrichtungen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) sowie eine Notstromversorgung über Dieselaggregate in Kombination mit der installierten Holz-Pelletheizung sicher.
Als Besonderheit sind Gebäude und Schließanlage so konzipiert, dass eine externe Nutzung des Schulungssaals möglich ist, ohne dass ein Zugang zum eigentlichen Feuerwehrbau nötig wird. Auch sind hier weitere, behindertengerechte, sanitäre Einrichtungen vorhanden. Eine Nutzung ist dabei insbesondere durch städtische Einrichtungen sowie im Rahmen der überörtlichen Feuerwehrausbildung geplant. Ein behindertengerechter Zugang wird über den genannten Aufzug realisiert, der gleichzeitig zum Materialtransport von verschiedenen Lagerräumen in den Obergeschossen in die Fahrzeughallen und Werkstätten dient. (BSZ)
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