Stand: 01.08.2021 20:44 Uhr
Sebastian Vettel nutzte beim Großen Preis von Ungarn auf Platz zwei die Gunst der Stunde, muss aber zittern. Weltmeister Lewis Hamilton verabschiedete sich mit der erneuten WM-Führung im Gepäck in die Sommerpause: In einem wilden Rennen am Hungaroring profitierte Vettel beim Sensationssieg des Franzosen Esteban Ocon vom anfänglichen Regenchaos inklusive Massencrash.
Hamilton fuhr nach einer packenden Aufholjagd im Mercedes am Sonntag (01.08.2021) als Dritter über die Ziellinie. "Ich habs versucht, versucht, versucht", funkte Vettel nach der Zieldurchfahrt an die Aston-Martin-Box. Versucht, aber nicht geschafft: Ocon im Alpine-Renault verteidigte seine Führung mit dem allerletzten Einsatz bis ins Ziel. "Klar bin ich ein wenig enttäuscht", sagte Vettel, "aber Esteban hat keinen einzigen Fehler gemacht."
Führungswechsel in der WM-Wertung
Hamilton verpasste in Ungarn zwar seinen 100. Sieg in der Formel 1, als Trost überflügelte der Engländer allerdings Max Verstappen im Red Bull. Der 23-Jährige aus den Niederlanden erlebte mit Platz zehn die nächste Enttäuschung und steht in der WM-Wertung nun sieben Punkte hinter Hamilton.
Haas-Pilot Mick Schumacher, der in Ungarn vor zwei Jahren seinen ersten Sieg in der Formel 2 gefeiert hatte, stellte mit Platz 13 sein bestes Ergebnis in der Königsklasse ein. Im Vorfeld hatte der Rookie noch auf ein "verrücktes Rennen" gehofft.
Verbremser von Bottas führt zur Rennunterbrechung
Schumachers Wunsch wurde wahr, vor dem Rennen änderte eine Gewitterfront mit Regenschauern alle Vorzeichen. Nach einem schlechten Start verbremste sich Mercedes-Pilot Valtteri Bottas auf regennasser Fahrbahn vor der ersten Kurve und verursachte eine Massenkollision. Der Finne krachte von hinten in den McLaren von Lando Norris, der wiederum in die Seite von Verstappens Red Bull rutschte.
Das Rennen wurde danach unterbrochen, Norris, Sergio Perez im Red Bull und auch der von Lance Stroll abgeschossene Charles Leclerc im Ferrari konnten nicht mehr weiterfahren. Norris, der zuvor 15 Rennen in Folge in die Punkte gefahren war, ärgerte sich. "Ich bin etwas genervt. Ich weiß überhaupt nicht, warum so etwas passieren muss und so ein Risiko eingegangen wird", sagte der 21-Jährige: "Das sind Dummheiten."
Peinlicher Patzer von Mercedes
Bottas entschuldigte sich nach dem Vorfall: "Ich habe ihnen gesagt, dass es mein Fehler war. Klar, ich hätte früher bremsen sollen, aber es ist nicht einfach, das einzuschätzen."
Die Red-Bull-Mechaniker versuchten derweil, den Schaden am Boliden des weit zurückgefallenen Verstappen mit Panzertape in Grenzen zu halten. Kurz vor dem Neustart leistete sich Mercedes dann einen kapitalen Fauxpas. Alle Konkurrenten kehrten in die Box zurück, um wegen der abtrocknenden Strecke auf Slicks zu wechseln. Nur Hamilton stand völlig alleine in der regulären Startposition - und startete dann nach seinem verspäteten Reifenwechsel vom letzten Platz seine Aufholjagd.
Verstappen steckt im Verkehr fest
Die WM-Rivalen rollten das Feld nun von hinten auf, ehe die Mercedes-Box Hamilton mit einem früheren Boxenstopp sehr zum Unmut der vielen "Oranje"-Fans auf der Haupttribüne wieder am Niederländer vorbeilotste. Nach dem Crash in Silverstone vor zwei Wochen kamen sich die beiden Ausnahmekönner dieses Mal nicht in die Quere.
Während Verstappen auf dem für Überholmanöver schwierigen Hungaroring mit seinem am Start beschädigten Auto im Verkehr feststeckte, machte Hamilton Platz um Platz gut.
Große Gegenwehr von Alonso
Hamilton peilte zum Ende des Rennens mit frischen Reifen einen Podiumsplatz an und überholte kurz vor Schluss nach einem rundenlangen großartigen Zweikampf noch Fernando Alonso (Alpine) und dann ohne Mühe Carlos Sainz (Ferrari).
Verwarnung für Vettel wegen Regenbogen-T-Shirt
Vettel, der als Zeichen für Toleranz mit einem Helm in Regenbogenfarben fuhr, kämpfte mit Ocon um den Sieg. Dass Vettel unmittelbar vor dem Rennen bei der ungarischen Hymne ein T-Shirt trug mit der Aufschrift "Same Love", hat Konsequenzen. Er bekam eine Verwarnung abseits der Strecke, die zusammen mit zwei weiteren Verwarnungen für Fehlverhalten auf der Strecke auch zu einer Startplatzstrafe führen kann.
Rennleiter Michael Masi erklärte am Abend im Fahrerlager auf dem Hungaroring, dass den Piloten die Möglichkeit gegeben sei, vor dem Start die Unterstützung für die offizielle Formel-1-Kampagne "We race as one" zu zeigen. Die Hymne des Gastgeberlandes solle aber respektiert werden, indem die Fahrer ihre Rennanzüge tragen würden, betonte Masi.
"Kleines Zeichen der Unterstützung"
"Das war schon bei einer Reihe von Events so. Und es ist nun das erste Mal, dass es passiert ist. Sebastian war auch nicht der Einzige." Es sei "ein kleines Zeichen der Unterstützung", hatte Vettel betont und zunächst sogar mit einer Geldstrafe gerechnet. Schade sei es, dass es nach wie vor Probleme damit gebe, hatte er nach dem Rennen gesagt.
Zu wenig Treibstoff im Tank - Disqualifikation droht
Der leichte Ärger drohte am Abend in Ungarn noch in mächtigen Frust umzukippen, nachdem bei der Untersuchung des Aston Martin von Vettel herausgekommen war: Statt des geforderten mindestens einen Liters Treibstoff im Tank waren es nach dem Ende des Rennes nur 0,3 Liter.
Der zweite Platz stand auf dem Spiel. Vettel, der sich bereits auf dem Heimweg befand, stand vor einer möglichen Disqualifikation. Er hatte mit seinem Auto schon nicht mehr den sogenannten Parc fermé erreicht.
Quelle: sportschau.de
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