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Aufstiegs-Krawalle: Dynamo weist Kritik der Polizei zurück - Sächsische.de

Dresden. Dynamo Dresden hat wirtschaftliche Planungssicherheit, in Sachen Außendarstellung und Umgang mit gewaltbereiten Fans aber erhebliche Rückstände aufzuarbeiten. Vor allem das Verhältnis zur Dresdner Polizei liegt dabei offensichtlich im Argen. Während Polizeidirektion und Staatsanwaltschaft am Donnerstag eine große Öffentlichkeitsfahndung nach 20 Rädelsführern der schweren Ausschreitungen vom 16. Mai starteten, fehlten Vertreter des Fußball-Vereins trotz Einladung. "Es macht wohl jeder seinen Trott weiter", sagte Polizeisprecher Thomas Geithner, "ein Schulterschluss sieht anders aus."

Am frühen Abend wies Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Jürgen Wehlend die Vorwürfe vehement zurück. "Zwischen den Verantwortlichen der Stadt Dresden, der Polizei und Dynamo Dresden gibt es grundsätzlich keine zwei Meinungen. Umso überraschter war ich über die Aussagen von Herrn Geithner", sagte Wehlend.

Wer nicht engagiert mit der Polizei zusammenarbeite, sei der Verein, hatte Geithner gesagt. So sollte ein Fahndungsplakat am Fanshop am Stadion angebracht werden, wozu es keine Reaktion gab. Erste Stadionverbote, die bereits vor drei Wochen angeregt wurden, seien mit der Begründung "Urlaub" bislang nicht verhandelt worden. Wie überhaupt die Polizei keinen Vertreter in der Stadionverbotskommission des Klubs habe. "Wir fühlen uns allein gelassen", sagte Geithner.

Wehlend entgegnete: "Was hier im Raum steht, stimmt nicht." Von einem fehlenden Schulterschluss könne keine Rede sein. "Dynamo spielt eine ganz aktive Rolle in der Aufarbeitung", sagte der Geschäftsführer und verwies auf einen regelmäßigen Austausch aller Beteiligten. Die Kritik von Geithner könne er sich nur so erklären, "dass es zwischen Landespolizei und SGD einen noch engeren Austausch braucht", so Wehlend. Er räumte aber ein, dass "wir vielleicht nicht so intensiv kommuniziert und uns informiert haben, das gilt dann aber für beide Seiten".

Dynamo kündigt weitere Gespräche mit Polizei an

Zugleich stellte Wehlend klar, dass Dynamo lediglich Mieter des Rudolf-Harbig-Stadions sei und auch der Fanshop nicht zum Verein gehöre. Mit der Stadionprojektgesellschaft als Eigentümer habe die Polizei nicht gesprochen. Wehlend bekräftigte darüber hinaus, dass der Verein die Stadionverbotsanträge unterstütze, dabei aber die Richtlinien des Deutschen Fußball-Bundes einzuhalten seien. So liege es in der Natur der Sache, dass die Polizei der Stadionverbotskommission nicht angehöre.

Während und nach dem Drittligaspiel gegen Türkgücü München (4:0) war es zu massiven Ausschreitungen im Stadion-Umfeld gekommen. Dabei wurden 185 Polizisten verletzt, aber auch Journalisten sowie unbeteiligte Fans, deren Zahl nicht bekannt ist. Die Randale war von rund 400 gewaltbereiten Personen ausgegangen, die zuvor mit tausenden Dynamo-Fans den sich anbahnenden Aufstieg gefeiert hatten.

Bislang wurden 160 Täter ausfindig gemacht, von denen 120 bekannt sind. Die Polizei wertete in einer 50-köpfigen Sonderkommission (Soko) 82 Stunden Videomaterial aus. Hinzu kämen mehrere Terabyte Datensätze aus Fremdquellen, deren Auswertung noch mehrere Monate dauern dürften, sagte Enrico Lange, Chef der Soko "Hauptallee" der Dresdner Polizei.

Nach den Krawallen rund um den Aufstieg von Dynamo Dresden sucht die Polizei jetzt öffentlich nach diesen Tatverdächtigen. Ihnen wird unter anderem schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen.
Nach den Krawallen rund um den Aufstieg von Dynamo Dresden sucht die Polizei jetzt öffentlich nach diesen Tatverdächtigen. Ihnen wird unter anderem schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. © Polizei Sachsen

Die Aufarbeitung der Geschehnisse war am Donnerstag auch Thema bei der Übergabe eines Förderbescheids über eine Million Euro für die Mehrkosten beim Bau des Trainingszentrums durch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert an Dynamo sowie bei der Vertragsunterzeichnung über die Zahlung jeweils von 1,5 Millionen Euro der Stadt Dresden an die BAM Sports GmbH als Betriebsbeihilfe zur Unterstützung der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG für die nächsten beiden Jahre. Damit kann und muss die Gesellschaft Dynamo als Hauptmieter eine marktübliche und konkurrenzfähige Miete anbieten. Beide Beschlüsse hatte der Stadtrat Dresden am 11. Juni gefasst.

Der Leiter der Sonderkommission „Hauptallee“ Enrico Lange zeigt das Fahndungsplakat.
Der Leiter der Sonderkommission „Hauptallee“ Enrico Lange zeigt das Fahndungsplakat. © Alexander Schneider

Das sei ein klares Signal an Dynamo, sagte Hilbert. "Fakt ist aber auch, dass wir alle nach den Ereignissen rund um den Aufstieg in die 2. Liga nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können. Ich bin deshalb dankbar, dass sowohl die Verantwortlichen bei Dynamo, als auch Fan-Vertreter den Ernst der Lage erkannt haben und nun ein intensiver Gesprächsprozess mit allen Beteiligten in Gang kommen wird. Politik und Verwaltung werden im Kriminalpräventiven Rat und im Stadtrat nicht über, sondern mit Polizei und Verein sprechen", sagte der Oberbürgermeister.

Wehlend betonte bei dieser Gelegenheit, man sei noch mitten in der Aufarbeitung der Geschehnisse. Sowohl Verein aber auch die aktive Fanszene hätten Erklärungen abgegeben, dass sie für ein respektvolles Miteinander und Gewaltfreiheit stehen. "Jeder, der gegen die Dynamo-Charta verstößt, ist nicht Dynamo", sagte Wehlend.

Bei aller Diskussion dürfe man nicht vergessen, was in puncto Sicherheit bereits alles erreicht wurde. "Man darf jetzt nicht alles über Bord werfen, weil es an dem einen Tag nicht funktioniert hat. Wir werden aber alles kritisch und vor allem selbstkritisch hinterfragen", sagte Wehlend.

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Er kündigte eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von Verein, Fan-Szene, Stadt und sächsischem Innenministerium an. Zudem werde Dynamo am 30. Juni auch vor den Stadträten erscheinen, um gemeinschaftlich über Maßnahmen zu sprechen. (mit dpa)

Hinweise nehmen die Ermittler telefonisch unter (0351) 483 22 33 oder per Mail an [email protected] entgegen.

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