Hansi Flick gehen die Mahungen von Karl Lauterbach auf die Nerven, und das teilt er lautstark vor laufenden Kameras mit. Einen Tag später klingt der Bayern-Trainer etwas versöhnlicher. Er kenne Lauterbach ja eigentlich gar nicht.
Bayern-Trainer Hansi Flick hat seine emotionalen Aussagen über die Corona-Politik noch einmal begründet und zugleich dem von ihm angegriffenen SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach ein Gespräch angeboten. Es sei vielleicht gut, wenn er mal "unter vier Augen" mit Lauterbach rede, "nicht in einer Talkshow", sagte der 55 Jahre alte Flick am Abend nach dem 3:3 des FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga gegen Arminia Bielefeld.
Flick hatte sich am Sonntag gegen Kritik an der Reise des deutschen Rekordmeisters zur Club-WM nach Katar und der Sonderrolle des Fußballs in der Corona-Pandemie gewehrt. Dabei kritisierte er speziell den promovierten Mediziner und Epidemiologen Lauterbach als "sogenannten Experten". Einen Tag klingt er etwas zurückhaltender: "Ich bin keiner, der einen Menschen, den er nicht kennt, in so ein Licht stellen möchte", so Flick.
Er hatte den deutschen Politikern geraten, endlich mal eine Strategie zu entwickeln, damit die Menschen in der Corona-Krise "irgendwann mal wieder Licht im Tunnel" sähen. Er habe "nicht erwartet", dass seine Aussagen öffentlich "solche Wellen schlagen" würden, sagte Flick.
"Der letzte Tag war extrem." Er habe auch einige "böse Nachrichten" erhalten. Er habe vielleicht ungewöhnlich emotional auf eine Frage geantwortet, und das nicht nur als Trainer, sondern als Mensch, der selbst zwei Enkelkinder habe und auch lange Unternehmer im Einzelhandel gewesen sei. Corona sei für die Bevölkerung eine große Herausforderung und Belastung. "Es nagt an uns allen, da wird man ein bisschen müde. Viele Menschen leiden unter der Pandemie. Wir können nur gemeinsam aus der Sache herauskommen" sagte Flick am Montagabend. Er wisse auch, dass der Profifußball in der aktuellen Situation privilegiert sei. Man halte sich aber auch "sehr gewissenhaft" an die Vorgaben.
Lauterbach hatte er vorgehalten, zu allem einen Kommentar abzugeben. Der Gesundheitspolitiker hatte die Auslandsreisen der Fußballvereine kritisiert. "So langsam kann man die sogenannten Experten gar nicht mehr hören, auch Herrn Lauterbach", hatte Flick daraufhin gesagt. Der SPD-Politiker hatte prompt via Twitter reagiert und Flick dazu aufgerufen, seine Argumente vorzubringen und ansonsten "nicht unfair" zu sein. Flick räumte ein, dass er das eine oder andere anders hätte formulieren können. "In der Sache stehe ich dazu", sagte der Trainer.
Kurz vorher hatte Lauterbach auf Twitter öffentlich gemacht, dass er sich gerade wieder einer "Hasswelle" ausgesetzt sehe. Ihn erreichten Morddrohungen und Beleidigungen, die schwer zu ertragen seien. "Es ist immer der Versuch, warnende Stimmen einzuschüchtern", so Lauterbach.
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