Abseits glücklich: Viermal trafen die Bremer am Freitagabend ins Frankfurter Tor (28. Minute, 47., 62., 69.). Viermal blickten sie danach erwartungsvoll in Richtung des Schiedsrichters Robert Hartmann, der mit der Videoabteilung zu Köln im Funkkontakt stand. Jedes Mal hatten die Bremer Frankfurts eigentlich so starke Defensive nur dadurch überwinden können, dass sie auf Höhe der Abseitslinie lauerten. Immerhin zweimal zeigte Hartmann nach wenigen Minuten der Beratung in Richtung des Mittelkreises. Das genügte zum Überraschungserfolg.
Das Ergebnis: 2:1 (0:1) gewann Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt, dem ersten seit mehr als einem Monat. Theodor Gebre Selassie (47.) und Josh Sargent (62.) waren die nicht zurückgepfiffenen Bremer Torschützen. André Silva hatte die Eintracht in Führung gebracht (9.). Den Spielbericht lesen Sie hier.
Der Fluch der Überraschung: Frankfurt wirkte vor allem gegen Ende des Spiels platt und ideenlos, die Niederlage kam nicht durch Glück zustande. Das dürfte den Großteil der Fußballfans nach fünf Siegen, darunter zuletzt dem Erfolg über die Bayern, überrascht haben. Wobei: Eigentlich entspricht das einem Muster. Die vier Teams, die zuletzt gegen die Bayern gewannen – Gladbach, Hoffenheim, erneut Gladbach und nun Frankfurt – konnten ihr folgendes Spiel nicht gewinnen. Eine ähnliche Negativserie wie nach dem letzten Frankfurter Sieg gegen die Bayern im November 2019 wünscht man der Eintracht aber nicht, nach dem 5:1-Erfolg verlor man damals sieben Spiele in Serie.
Erste Hälfte: Frankfurt galt vor der Partie als Bundesligateam der Stunde, und entsporechend begann das Team von Trainer Adi Hütter auch: Amin Younes und Filip Kostic führten eine Ecke kurz aus, die verzögerte Hereingabe köpfte André Silva ins lange Eck. Werder tat sich vor allem im Aufbauspiel gegen anfangs stark anlaufende Frankfurter schwer. Besser wurde es durch eingestreute lange Bälle, Milot Rashica kam im Anschluss an so einen zu einem Lattentreffer (34.).
Zweikämpfe auf dem Platz und daneben: Die Teams lieferten sich hitzige Duelle, und das nicht nur auf dem Platz. Auf der Pressekonferenz sagte Frankfurts Trainer Adi Hütter, dass er 75 Minuten lang versucht habe, mit Ruhe und Souveränität an der Seitenlinie zu stehen, aber »irgendwann platzt einem einfach der Kragen. Rundherum hat mir das Niveau nicht gefallen«. Hütter sah Gelb. Werder-Coach Florian Kohfeldt entgegnete, Bremen habe »in letzter Zeit sehr entspannte Heimspiele hier erlebt. Heute kam die Eintracht. Da muss sich die Eintracht vielleicht auch mal fragen, warum das immer bei ihnen so ist.« Und er legte nach: »Die Eintracht spielt eine überragende Saison. Man muss dann auch mal mit Anstand verlieren können.«
Zweite Hälfte: Der Aufwärtstrend der Bremer aus der ersten Hälfte setzte sich fort. Und plötzlich brillierte erneut Rashica, der in dieser Saison noch ohne Tor ist, nun aber groß aufspielte. Nach einem Dribbling verschaffte er sich 25 Meter vor dem gegnerischen Tor Platz und schickte den rechts gestarteten Theodor Gebre Selassie. Der Ball wurde von Kostic per unglücklicher Grätsche rechts im Strafraum aufgelegt, Gebre Selassie traf ins lange Eck. Fast genau eine Viertelstunde später traf Sargent aus ähnlicher Position nach ähnlich bezaubernder Vorlage von Maximilian Eggestein.
Und jetzt? Atmet Werder erst mal tief durch. Nach drei sieglosen Partien in Folge drohte man in ernstere Abstiegsnot zu geraten. Durch den Erfolg über die Eintracht hat Bremen aber vorerst acht Punkte Vorsprung auf Platz 16 und dürfte es sich im tabellarischen Niemandsland gemütlich machen. Für viele Werder-Fans ist das nach einer Horrorsaison wie der vergangenen vermutlich eine wunderbare Vorstellung. Frankfurt hält trotz der Niederlage Kurs auf die Champions-League-Ränge. Wer über Wochen hinweg alles gewinnt, kann einen Rückschlag wie diesen verkraften.
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