Mit 23 Jahren hat man noch Träume, nicht nur in sportlicher, sondern auch in modischer Hinsicht. Und so hatte Katharina Liensberger dieser Tage verraten, dass sie sich in eine goldene Skijacke verguckt hatte. Leider kam die Skirennläuferin während der alpinen WM in Cortina d'Ampezzo nicht so entspannt zum Shoppen, immerhin startete sie gleich in vier Wettbewerben.
Aber für was sind Team- oder zumindest Markenkollegen da? Und so überreichte ihr der ehemalige französische Biathlon-Star Martin Fourcade, zu seinen Glanzzeiten ebenso auf Rossignol-Skiern unterwegs wie die junge Österreicherin, dieser Tage zu deren großer Überraschung genau diese goldene Jacke. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, die Freude jedenfalls war echt.
„Ich habe ihr Lächeln schon gesehen, als ich reingekommen bin. Ich bin froh, dass sie sich so freut“, wurde Fourcade in österreichischen Medien zitiert. Und die so reich beschenkte „Gold-Marie“ kündigte strahlend an, das modische Stück werde sie auf jeden Fall auch im Slalom beflügeln, und äußerte ein klares Ziel: eine Medaille in der Farbe der Jacke gewinnen.
Liensberger gelingt bei der WM alles
Nun hatte die Slalom-Spezialistin zwar in dieser Weltcup-Saison mit einer ganzen Serie von starken Resultaten und drei zweiten Plätzen auf sich aufmerksam gemacht, aber noch nie zuvor ein Rennen gewonnen. Doch in den Dolomiten gelang ihr nun so ziemlich alles: zunächst gewann sie Gold im Parallel-Event, bei dem sie zeitgleich mit der Italienerin Marta Bassino ins Ziel gekommen war, dann schob sie völlig überraschend Bronze im Riesenslalom nach.
Und nun setzte sie tatsächlich im WM-Slalom um, was sie zuvor angekündigt hatte. Dabei sicherte sich Liensberger nicht einfach nur den WM-Titel, die Gold-Medaille flog ihr nach zwei famosen Fahrten geradezu entgegen. Die Vorarlbergerin setzte in beiden Durchgängen klare Laufbestzeiten und dominierte in einer Gesamtzeit von 1:39,50 Minuten mit einer glatten Sekunde Vorsprung vor Petra Vlhova aus der Slowakei, die sich Silber sicherte. Lena Dürr belegte als beste Deutsche Rang 14 (+3,75).
Auf Rang drei landete bei auftauendem Frühlingsschnee über eisgefrorener Unterlage die entthronte Dauersiegerin Mikaela Shiffrin, die damit nicht nur zum ersten Mal seit 2013 nicht Slalom-Weltmeisterin wurde, sondern den Verlust ihres Abo-Titels sogar mit einem für sie höchst ungewöhnlichen Rückstand von satten 1,98 Sekunden quittieren musste.
Aber Shiffrin erwies sich einmal mehr als faire Verliererin und umarmte die neue Slalom-Queen umgehend im Zielraum. Für die 25-Jährige waren die Weltmeisterschaften in Italien nach Gold in der Kombination, Silber im Riesenslalom sowie Bronze in Super-G und Slalom immer noch außerordentlich erfolgreich, womit sie ihre Gesamtausbeute auf elf WM-Medaillen ausbaute.
Soweit ist Katharina Liensberger noch lange nicht, doch weil ihre Karriere dieser Tage einen solchen Schub gekommen hatte, ging die 1,64 Meter große Sportlerin nach dem Zieleinlauf erstmal vor Begeisterung in die Knie. „Es ist unglaublich“, sagte sie immer wieder und beteuerte, wie viel ihr dieser Erfolg bedeutete. „Ich habe heute alles gegeben. Ich habe so viel geschuftet. Unglaublich, dass irgendwann alles zurückkommt. Ich bin so glücklich.“
Es ist immerhin kaum eineinhalb Jahre her, da stand ihre Karriere nicht nur vor einem Scheideweg, sondern vor dem Ende. Weil sie die Skimarke zu Kästle wechseln wollte und ihr Rossignol deswegen keine zum Konzern gehörenden Lange-Schuhe mehr stellen wollte, hatte die junge Läuferin plötzlich keinen gültigen Schuh-Ausrüstungsvertrag vorzuweisen und somit auch keine Startberechtigung.
Der österreichische Skiverband machte ihr deutlich, dass sie klein beigeben müsse oder gleich ganz aufhören könne. Am Ende des Disputs kehrte die Läuferin reumütig zu ihrem angestammten Ausrüster zurück und so wie es aussieht, war dies keine ganz schlechte Entscheidung. „Wenn du es wirklich willst, bekommst du es auch“, sagte die Sportlerin im Moment ihres Triumphs. Und tatsächlich war diesmal alles Gold, was glänzte.
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